Neues Album von Sport: Sie machen trotzdem weiter
Sport verstehen es, auf ihrem neuen Album schwere Gitarren angenehm leicht klingen zu lassen. Die Musik paart sich mit Texten aus dem Hier und Jetzt.
Dass Sport mit "Aus der Asche, aus dem Staub" mal wieder ein großartiges Album herausbringen, das aber zu kaum mehr als ein paar verzückten Kritiken führen wird, daran ist die Band vor allem selbst schuld. Denn in den anderthalb Jahrzehnten ihres Bestehens haben es die Hamburger doch vorwiegend gemütlich angehen lassen.
Zahlen sprechen da eine eindeutige Sprache: Gegründet wurden Sport 1997, aber "Aus der Asche" ist erst ihr viertes Album. Man war all die Jahre mit Diversem beschäftigt. Musikmachen in anderen Zusammenhängen, die Kante hießen oder Boredom Wave, mit dem Betreiben von Gitarrenläden oder auch ganz profan mit Geldverdienen.
So haben sich Sport, deren Besetzung unlängst auch noch vom Trio zum Quartett gewachsen ist, schon früher als andere Rockbands hierzulande entwickelt, die kaum Perspektive als Broterwerb haben, aber dafür aus rein künstlerischen Gründen existieren.
Weils eben Spaß macht
Besser: weils ihnen eben Spaß macht. Das hört man ihrem neuen Album "Aus der Asche" auch an. Anstatt verkniffen den goldenen Mittelweg zwischen der Hamburger Schule und dem knarzenden Stonerrock der ausgehenden neunziger Jahre zu suchen, haben sich Sport Lockerheit erspielt, die ganz unverblümt aus der Vergangenheit schöpft, aber sich einen Kopf über die Gegenwart macht.
Die Texte berichten aus dem Hier und Jetzt und einem wundervoll schnöden Alltag, während die Gitarren stolz daherrocken, bei Bedarf aber auch mal schön schrammeln können. Man muss da auch gar keine Vorbilder oder Referenzpunkte mehr aufführen, weil Sport längst einen eigenen, fleischigen Stil entwickelt haben, der die Schwere von E-Gitarren mit einer erstaunlichen Pop-Leichtigkeit abmildert.
Über diesem Poprock oder Rockpop singt Felix Müller dann genau jene Durchhalteparolen, die man von einer Band mit solch einer Biografie erwarten darf. "Wir machen trotzdem weiter mit dem Leben", singt Müller in "Trotzdem" und spricht einer ganzen Generation aus dem Herzen, die laut losgelegt hat, aber auf dem Weg in eine bessere Zukunft stecken geblieben ist in einem anderen Leben, das aber auch schon ganz in Ordnung ist.
Dieses Steckenbleiben darf man nicht als Katastrophe interpretieren, sondern als stures Weitermachen.
Sport: "Aus der Asche, aus dem Staub" (Strange Ways/Indigo)
Leser*innenkommentare
Robert
Gast
Vielleicht sollte man nochmal erwähnen, dass ihr zweites Album "Aufstieg und Fall der Gruppe Sport" ein Meisterwerk ist. Das neue Album ist zwar auch gut, aber eben leider "nur" gut. Gerade für die Kunst, tonnenschwere Gitarrenwalzen mit unpeinlichen deutschen Texten und tollen Melodien zu verbinden, hätten Sport schon lange den Durchbruch verdient. Die Heaviness haben sie nun deutlich zurückgefahren, und die vermisse ich leider. Harmlose Schrammelbands gibt es halt schon genug in diesem Land.
Martin
Gast
@reblek
Dürfte eine Übernahme aus dem Englischen sein. Dort ist das durchaus möglich, je nachdem auf was man den Fokus legen will, die Institution oder die Personen, die diese verkörpern.
reblek
Gast
"Neues Album von Sport - Sie machen trotzdem weiter" - Könnte Herr Winkler - oder wer auch immer - mal erklären, warum der Singular-Name von Musikgruppen seit geraumer Zeit als Plural gehandhabt wird? Heißt es demnächst auch, dass "Hertha BSC gut gespielt haben"? Oder dass die Bundesregierung "einen Gesetzentwurf beschlossen haben"? Vielleicht auch, dass die taz-Redaktion etwas "zu berichten haben"?
Was soll der Quatsch?