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Archiv-Artikel

Ein echter Pfundskerl

In seinen berühmtesten Rollen spielt Ottfried „Otti“ Fischer einen Priester und einen Polizeikommissar – es gibt kaum Berufe, in denen es mehr darauf ankommt, anständig und korrekt zu sein. Fischer, der mit seiner Körperfülle bayerische Gemütlichkeit ausstrahlt, schafft das perfekt: Als Pfarrer Braun oder Polizist Benno Berghammer nimmt man ihm den kreuzbraven Menschen, der gegen das Verbrechen kämpft, vollkommen ab.

Doch im wahren Leben verhält sich der niederbayerische Schauspieler nicht ganz so vorbildlich wie in seinen Rollen. Während der Fußball-WM 2006 veröffentlichte die Bild-Zeitung das Paparazzi-Bild „Otti und seine Bikini-Freundin“. Dadurch kam seine Affäre mit einem Mädchen aus der Wiener Halbwelt ans Tageslicht. Daraufhin lieferte sich Fischer mit seiner Frau Renate tagelang über die Medien einen verbalen Schlagabtausch, um sich später wieder zu versöhnen. Mittlerweile leben die beiden allerdings getrennt, der „Pfundskerl“, 57, hat eine weit jüngere Freundin.

Im Herbst 2009 wurde dann bekannt, dass zwei Prostituierte Fischer nicht nur regelmäßig im Bett verwöhnten, sondern seine Kreditkarten klauten und eine große Summe abhoben. Mittlerweile landete die ganze Sache vor Gericht. Dabei ging es vor allem darum, ob Fischer zum Interview in der Bild-Zeitung erpresst wurde.

Doch Fernsehstar und Boulevardstammgast sind nur zwei Seiten des Ottfried Fischer. Zweimal schon schickte ihn die SPD in die Wahl zum neuen Bundespräsidenten. Schon beruflich interessiert sich Fischer für die Politik, denn eigentlich ist er Kabarettist. Dafür schmiss er sein Jurastudium in München. Seit 1995 ist er Gastgeber von „Otti’s Schlachthof“, bei dem schon viele Karrieren von Nachwuchskabarettisten begannen. Kurze, knackige Pointen sind sein Markenzeichen.

Seit Jahren trägt er seine Spitzen stakkatoartig und ohne Rührung vor. Dass eine Parkinsonkrankheit dahintersteckt, machte Fischer erst vor zwei Jahren öffentlich. Dabei geht er durchaus selbstironisch mit seiner Erkrankung um: „Keine Angst, ich mache keine Schüttelreime.“

MAURITIUS MUCH

Gesellschaft + Kultur SEITE 14