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Archiv-Artikel

Ein „Schlag ins Gesicht“ des amerikanischen Volks

REAKTIONEN Proteste gegen den Zimmerman-Freispruch bleiben friedlich. Kein Kommentar von US-Präsident Obama

Von KLH

BERLIN taz | Bürgerrechtler und Vertreter der schwarzen Minderheit haben auf den Freispruch für George Zimmerman empört reagiert. Der Fall belebt die alte Diskussion über Rassismus, die Grenzen von Notwehr und das Justizsystem. Der New Yorker Bürgerrechtler Al Sharpton sprach von einem „Schlag ins Gesicht“ des amerikanische Volks. Das Urteil dürfe keinen Bestand haben, forderte er. „Bin nicht überrascht. Das Leben Schwarzer hat in diesem Land keinen Wert“, twitterte Rapper QTip.

In mehreren Städten kam es zu Protesten, darunter in New York, Chicago, San Francisco, Philadelphia, Washington und Atlanta. In Sanford in Florida demonstrierten etwa 200 Menschen. Bei einer Aktion in Oakland bei San Francisco mit mehreren hundert Menschen gingen einige Fensterscheiben zu Bruch. Ansonsten blieben es durchweg friedlich. Ein Anwalt der Opferfamilie, Benjamin Crump, hatte zuvor zur Zurückhaltung aufgerufen. „Damit Trayvon in Frieden ruhen kann, müssen wir alle friedlich bleiben“, sagte er in Florida. Protestplakate verkündeten „Nur weißes Leben wird in Amerika geschützt“ und forderten: „Stoppt die Kriminalisierung schwarzer Männer“.

„Die grundsätzliche Gefahr dies Urteils besteht nicht in mehr Ausschreitungen sondern im mehr George Zimmermans“, sagte der New Yorker Radiomoderator Jay Smooth, der damit auf die Tätigkeit des Freigesprochenen als Nachbarschaftswächter anspielte. Andere Kritiker erinnerten an den Fall einer Frau, die 2012 zu 20 Jahren Haft verurteilt worden war. Sie hatte nur einen Warnschuss auf ihren gewalttätigen Ehemann abgegeben. Stumm blieb hingegen einer, den der Tod Trayvon Martins vor über einem Jahr noch beschäftigt hatte: „Wenn ich einen Sohn hätte“, sprach damals US-Präsident Barack Obama, „dann sähe er wie Trayvon aus.“ KLH