1. MAI: Auf Nazigegner wartet Arbeit

Blockade soll einen Aufmarsch der NPD in Schöneweide verhindern. Deren Landeschef schaut schon mal bei den Antifaschisten vorbei.

Klare Botschaft. Bild: dpa

Die Pressekonferenz im kleinen Demokratiezentrum am Bahnhof Schöneweide läuft, da lugt Sebastian Schmidtke durch die Scheibe, knipst ein Foto. Aufgescheucht läuft das RBB-Fernsehteam dem NPD-Landeschef hinterher. Drinnen auf dem Podium bleibt Antifa-Sprecher Lars Laumeyer gelassen: „So viel zur rechten Präsenz in Schöneweide.“

Schmidtke hat es nicht weit: Er wohnt gleich um die Ecke, in der Brückenstraße – einem Ballungspunkt Berliner Neonazis, mit der Szenekneipe „Henker“ und Schmidtkes Outdoor-Laden „Hexogen“. Schon in zwei Wochen, am Mittag des 1. Mai, will der NPD-Chef mit seiner Partei wieder am Bahnhof aufmarschieren. Es wäre für die NPD neben einer Kundgebung in Frankfurt/Main die zentrale Veranstaltung an diesem Tag – falls das nicht Laumeyer und sein Bündnis durchkreuzen.

Große Sitzblockaden sollen den NPD-Aufmarsch verhindern, erklärt Laumeyer am Dienstag auf der Pressekonferenz des Anti-Nazi-Bündnisses. Über 120 Personen unterstützen inzwischen die Aktion, darunter Bundestagspromis wie Wolfgang Thierse (SPD), Claudia Roth (Grüne) oder Gregor Gysi (Linke). Auch eine Fangruppe von Union Berlin, der Club Kater Holzig, Bands und Gewerkschaften rufen zur Blockade auf.

Am Dienstag tut das auch Oliver Igel, Bürgermeister von Treptow-Köpenick. „Die Neonazis werden hier sicher kein gemütliches Wohnzimmer vorfinden“, verspricht der SPD-Mann. Er unterstütze „jedes zivilgesellschaftliche Engagement“ gegen den Aufmarsch. Bündnissprecher Laumeyer erklärt, man werde ab 10 Uhr in mehreren Gruppen in Schöneweide „einsickern“, die Straßen um den Bahnhof „dichtmachen“. „Es soll erst gar nicht zum Aufmarsch kommen.“ Zwar müsse dafür die Polizei „ausgetrickst“ werden, so Laumeyer. Von den Blockierern werde aber „keine Eskalation ausgehen“.

Auf bis zu 10.000 Teilnehmer hofft das Bündnis. So wie 2010, als die NPD am 1. Mai versuchte, in Prenzlauer Berg mit 700 Teilnehmern aufzumarschieren. Diesmal dürfte es eine Nummer kleiner werden: Die NPD hat nur 300 Teilnehmer angemeldet. Sprechen sollen NPD-Chef Holger Apfel, sein Vorgänger Udo Voigt, auch Schmidtke. Im Anschluss sollen zwei Rechtsrockbands auftreten.

Wie die Polizei bestätigt, hat die Partei aber auch in Marzahn einen Aufzug angemeldet. NPD-Mann Schmidtke sagte gegenüber der taz, er wolle an beiden Orten festhalten und erst kurz vor dem 1. Mai entscheiden, wo demonstriert werde.

Von einem „Verwirrungsversuch“ spricht das Blockadebündnis. „Wir blockieren genauso in Marzahn“, kündigt Laumeyer an. Für die Anfahrt gebe es Treffpunkte in verschiedenen Bezirken, um „flexibel zu reagieren“.

Protest soll es aber schon in der Walpurgisnacht geben: Mit einer Demonstration durch die Brückenstraße und einem Konzert fordern Antifagruppen, Läden wie den „Henker“ und das „Hexogen“ zu schließen und „neonazistische Umtriebe“ zu beenden. Bedarf ist da: Erst in der Nacht zu Montag flogen Farbbeutel auf das Büro der lokalen Jusos.

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