Felder mit veränderten Pflanzen zerstört: Der vorletzte Gentechnik-Acker

Nach Anbauverboten und der Zerstörung von Pflanzungen gibt es bundesweit noch maximal zwei Gentechnik-Felder. Die Angaben von Betreibern und Aktivisten gehen auseinander.

Sieht doch ganz lecker aus: Gen-Kartoffeln der Sorte „Amflora“. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Zahl der Felder, auf denen gentechnisch veränderte Pflanzen stehen, nimmt weiter ab. Nach Informationen der taz wurde erneut mindestens eines von drei Feldern, auf denen sich Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen befinden, zerstört.

Ein Bekennerschreiben datiert eine Zerstörung auf Anfang Juli. „Das massive Auskreuzungsrisiko des Versuchsfeldes rechtfertigte unsere rabiate, aber effektive Methode des gezielten Einsatzes von Pflanzengift“, heißt es in dem Schreiben. Der Betreiber betonte, dass das Feld intakt ist, räumte allerdings andere Zerstörungen auf einem anderen Feld ein.

Bereits in den vergangenen Jahren war die Zahl der Äcker mit gentechnisch veränderten Pflanzen nach und nach zurückgegangen. Eine Fläche mit kommerziellem Anbau gibt es derzeit nicht. Grund dafür ist unter anderem das Verbot des gentechnisch veränderten Maises MON810.

Im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) sind für dieses Jahr noch drei experimentelle Freisetzungsvorhaben auf insgesamt 8.000 Quadratmetern vermerkt: Rüben mit Herbizidresistenz in Gerbitz sowie Kartoffeln mit Pilzresistenz in Gatersleben und Baalberge.

Behörde widerspricht Anti-Gentechnik-Aktivisten

Sämtliche Felder befinden sich in Sachsen-Anhalt. Nach Aussage des dortigen Landesverwaltungsamtes, das für die Überwachung der Freisetzungsvorhaben zuständig ist, wurden alle angegebenen Felder bepflanzt. Die Behörde widerspricht damit Berichten von Anti-Gentechnik-Aktivisten, wonach das Feld in Gerbitz nicht genutzt werde. „Sowohl vor der Aussaat als auch während der Vegetation werden Vor-Ort-Kontrollen durchgeführt“, erklärt Gabriele Städter, Sprecherin des Landesverwaltungsamts. Monsanto als Betreiber des Feldes äußerte sich bis Redaktionsschluss nicht zu dem Standort.

Dagegen räumt BASF, Betreiber der beiden Kartoffelfelder ein, dass es auf den Feldern des Konzerns Zerstörungen gab. „In Gatersleben in Sachsen-Anhalt und in Angeren in den Niederlanden wurden unsere Feldversuche beschädigt“, erklärt Irina Wenderoth auf der Unternehmens-Webseite. Sie ist bei BASF für Zulassungsanträge in Europa zuständig.

Auf dem Feld in Baalberge, auf das sich der Bekennerbrief bezieht, habe es lediglich Zerstörungsversuche gegeben. Die Ackerfläche sei noch intakt und werde nun „ständig beobachtet“. Die vom Konzern eingeräumte Zerstörung des Feldes in Gatersleben deckt sich mit Berichten von Aktivisten vor Ort, die das Feld als erkennbar beschädigt beschreiben. Nach Angaben des Landesverwaltungsamtes wurde das Feld am 12. Juli zerstört, der Betreiber habe die Kartoffeln daraufhin entfernt.

Feldzerstörungen sind für Unternehmen eine relevante Größe, wenn es um die Standortentscheidung nicht nur im kommerziellen Anbau, sondern auch bei der experimentellen Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen geht. Denn anders als der kommerzielle Anbau haben die Versuche das Ziel, Daten über den Anbau zu erheben.

Keine Aussaat genmanipulierter Rrüben

So nennt beispielsweise das Unternehmen BioTechFarm, das einen Schaugarten mit gentechnisch veränderten Pflanzen betreibt, unter anderem in der Vergangenheit erfolgte Zerstörungen als Grund dafür, den Garten in diesem Jahr nicht zu öffnen. Die geplante Aussaat genmanipulierter Zuckerrüben bleibe aus.

Für die Täter sind die Aktionen risikoreich: Anders als bei einem Ausreißen von Pflanzen auf einem Feld für den kommerziellen Anbau kommen bei Versuchsfeldern in der Regel hohe Schadensersatzforderungen auf die Aktivisten zu.

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