Emissionen durch Bitcoin-Nutzung: Die Kurve steigt und steigt

Trotz Kursschwankungen boomt die Kryptowährung Bitcoin. Das System verbraucht inzwischen so viel Strom wie manche Länder.

Steckdosenleiste mit sechs bunten Steckern und Kabel

Das Währungssystem Bitcoin verbraucht viel zu viel Strom Foto: Jochen Tack/imago

BERLIN taz/dpa/rtr | In den vergangenen Wochen hat die Kryptowährung Bitcoin große Kursschwankungen hinter sich gebracht. Einer der Gründe: Elon Musk, Chef der E-Autofirma Tesla. Erst im Februar hatte Tesla Bitcoin im Wert von 1,5 Milliarden Dollar aufgekauft – Anfang Mai kündigte Musk an, dass seine Firma Bitcoin wegen ihrer schlechten Umweltbilanz nicht mehr akzeptieren werde. Es ging dabei um den Stromverbrauch.

Bitcoin sind eine rein virtuelle Währung, bei der Nut­ze­r*in­nen Rechnerkapazitäten zur Verfügung stellen, um Käufe und Verkäufe mit Bitcoin zu verschlüsseln und validieren. Belohnt werden sie mit neuen Bitcoin. Weil dies mit einem vergleichsweise ineffizienten Verfahren geschieht, nutzt das Bitcoin-System viel Energie. So viel, dass der Verbrauch inzwischen mit dem Stromkonsum ganzer Länder vergleichbar ist.

Unsere Grafik zeigt Berechnungen der Cambridge University, die inzwischen von einem jährlichen Stromverbrauch von fast 150 Terawattstunden (tWh) ausgeht – soviel Strom wie beispielsweise in Polen von rund 40 Millionen Ein­woh­ne­r*in­nen in einem Jahr verbraucht wird. Dabei wird der Stromverbrauch durch ein Modell geschätzt. Die Obergrenze der Schätzung liegt derzeit bei fast 500 tWh – einem jährlichen Stromverbrauch, der etwa 10 Prozent unter dem Deutschlands liegt – die Untergrenze bei 45 tWh, vergleichbar mit Griechenland.

Wie hoch der Strombedarf des Bitcoin-Netzes insgesamt ausfällt, kann nirgendwo exakt abgelesen werden. Andere Analysen kommen aber zu ähnlichen Ergebnissen: Die Plattform Digiconomist des niederländischen Ökonomen Alex de Vries schätzt, dass jährlich knapp 120 tWh dafür anfallen. Einer Studie im Wissenschaftsmagazin Joule aus dem Jahr 2019 zufolge nutzen die Bitcoin-Serverfarmen jährlich rund 45 tWh und sorgen für einen Ausstoß von etwa 22 Millionen Tonnen Kohlendioxid, vergleichbar mit den Emissionen von Sri Lanka.

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Oft wird auch noch viel Kohlestrom für Bitcoin verwendet, was die CO2-Bilanz nochmal verschlechtert. Der Cambridge University zufolge werden rund 70 Prozent aller neuen Bitcoin von Schürfern in China gewonnen. In den regenreichen Sommermonaten nutzten diese zwar häufig Strom aus Wasserkraft, in den restlichen Monaten dagegen vor allem Energie aus Kohlekraftwerken. Die Universität schätzt den Stromanteil aus erneuerbaren Energien im Bitcoin-Netzwerk auf rund 40 Prozent.

Bitcoin-Befürworter*innen halten dem entgegen, dass das klassische Finanzsystem mit seinen Millionen Beschäftigten, die in klimatisierten Büros an ihren Computern sitzen, ebenfalls große Mengen Energie benötigt. Andere argumentieren, dass der steigende Energieeinsatz bei Bitcoin sich ähnlich wie bei anderen Anlageformen verhalte, beispielsweise Gold oder Silber. Wenn dort Kurse steigen, lohne es sich auch, noch mehr Ressourcen einzusetzen, um mehr Edelmetalle abzubauen.

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