Deutscher Chemiekonzern Bayer AG: Rekordverlust wegen Monsanto

Der Chemiekonzern Bayer meldet für 2020 einen Fehlbetrag von 10,5 Milliarden Euro. Schuld ist vor allem das Pestizid Glyphosat seiner US-Tochterfirma.

tote Bienen liegen auf der strasse

Tote Bienen bei Demos in Bonn 2019 Foto: Martin Meisser/dpa

BERLIN taz | Der Chemiekonzern Bayer hat 2020 den höchsten Verlust seiner Unternehmensgeschichte verbucht, weil er den US-Saatgut- und Pestizidproduzenten Monsanto übernommen hatte. Die Leverkusener Firma meldete am Donnerstag einen Fehlbetrag von 10,5 Milliarden Euro.

Die tiefroten Zahlen lagen laut Bayer vor allem an „Sonderaufwendungen“ in Höhe von 23 Milliarden Euro. Dabei geht es insbesondere um Rückstellungen, um Klagen wegen der Monsanto-Pestizide Glyphosat und Dicamba, der ebenfalls von der US-Firma produzierten Industriechemikalie PCB und der Sterilisationsspirale Essure beizulegen.

Etwa 125.000 Kläger machen Monsantos Unkrautvernichtungsmittel RoundUp mit dem Wirkstoff Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich und fordern Schadenersatz. Glyphosat ist das meistverkaufte Pestizid weltweit. Farmer in den USA beschuldigen Monsanto zudem, weil Dicamba von Feldern ihrer Nachbarn abgedriftet sei und Pflanzen beschädigt habe.

Die wahrscheinlich krebsauslösende Substanz PCB hat Gewässer verseucht. US-Städte wie Baltimore wollen deshalb Geld von Monsanto, unter anderem um die Umweltschäden zu beheben. In den USA klagen auch rund 40.000 Frauen gegen Bayer, die ihrer Darstellung nach wegen Essure unter anderem Verletzungen an Gebärmutter und Eileiter erlitten.

„Quittung für rücksichtslose Profit-Jagd“

Alle diese Streitigkeiten will Bayer durch Vergleiche beenden. Für bis zu 9,6 Milliarden Dollar (7,9 Milliarden Euro) will Bayer bereits eingegangene Klagen wegen Glyphosat abgelten. Rund 90.000 sind schon abgehakt. 3 Milliarden Dollar wurden bereits überwiesen, Tendenz steigend. Verhandlungen zu 35.000 weiteren Klagen laufen noch. „Da sind wir auf einem guten Lösungsweg“, sagte Baumann. Unter Zeitdruck sieht der Chef sein Unternehmen hierbei nicht. „Wir sind dann fertig, wenn wir fertig sind.“

Die Einigung zu einem wichtigen separaten Strang steht noch aus: Es geht um Klagen, die erst in Zukunft eingereicht werden könnten. Hierfür legte Bayer 2 Milliarden Dollar auf die hohe Kante. Allerdings steht noch die Zustimmung eines US-Richters zu diesem Vertragswerk aus – dessen Entscheidung könnte nach den Worten von Baumann Ende März oder Anfang April verkündet werden.

Am Donnerstag sank der ohnehin schon niedrige Börsenkurs. Das hing damit zusammen, dass Bayer vorsichtig auf das laufende Geschäftsjahr blickt. Zudem soll die Dividende für 2020 sinken. Dennoch sollen die Aktionäre insgesamt 2 Milliarden Euro erhalten – ungeachtet des gigantischen Verlusts.

Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) wertete die Bilanz als „Quittung für rücksichtslose Profit-Jagd“. „Trotzdem zeigt der Konzern sich nicht gewillt, daraus zu lernen. So tut er nach wie vor alles, um Glyphosat auf dem Markt zu halten“, sagte CBG-Sprecher Marius Stelzmann. Er kritisierte, dass Bayer trotz mittlerweile über anderthalbjährigen Vergleichsverhandlungen noch keine Lösung präsentiert habe. (mit dpa)

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