Buch-Tantiemen von Edward Snowden: Geheimdienste treten nach

Whistleblower Edward Snowden soll alle Einnahmen seiner Memoiren an die US-Regierung abgeben. Ein Bezirksgericht gab ihrer Klage recht.

Der Whistleblower Edward Snowden ist auf einem Monitor zu sehen in einem Livevideo 2016

Soll kein Geld mehr mit seinen Memoiren „Permanent Record“ erhalten: Edward Snowden (2016) Foto: Brendan McDermid/reuters

Haben Sie auch ein Exemplar von Edward Snowdens Autobiografie „Permanent Record“ im Regal stehen? In seinem 2019 veröffentlichten Buch zeichnet der Whistleblower seinen Werdegang bei den US-Geheimdiensten CIA und NSA nach – und wie er deren illegale Überwachungspraktiken offenlegte. Circa 4,2 Millionen US-Dollar soll Snowden mit dem Buch verdient haben. Geht es aber nach der US-Regierung, dann ist er seine Einnahmen bald los.

Ein Bezirksgericht im Bundesstaat Virginia gab nämlich der Klage der US-Regierung recht, die Ansprüche auf Snowdens Tantiemen erhebt. Die zu zahlende Summe wurde nun auf 5,2 Millionen US-Dollar festgesetzt. Als ehemaliger Mitarbeiter von NSA und CIA hätte Snowden sich vertraglich verpflichtet, alle Veröffentlichungen vorab genehmigen zu lassen. Snowden entschied sich aber bewusst gegen die Vorzensur der Geheimdienste. Die Argumentation seiner Anwälte, er hätte nicht mit einer fairen Prüfung seines Buches rechnen können, interessierte die zuständigen Richter bei der Urteilsverkündung nicht.

Auf Twitter schrieb Snowden, dass er durch seine Autobio­grafie und Vorträge überhaupt nicht so viel Geld erhalten hätte. Ein Blick in die Berechnungsgrundlagen des Gerichts zeigt, dass die US-Regierung nicht weiß, wie viel er bei einzelnen Auftritten verdient hat und die Einnahmen einfach schätzt. Auch wenn die US-Administration das Buch explizit nicht verbieten will, weil sie damit gegen die Verfassung verstoßen würde, wird hier ein Exempel statuiert, um Snowdens Einnahmequellen auszutrocknen.

Nun ist unklar, wie abhängig Snowden von den Tantiemen ist. Seiner ehemaligen Anwältin Jesselyn Radack zufolge ging es ihm sowieso nie ums Geld, sondern darum, möglichst vielen Leser*innen die Überwachungspraktiken der US-Geheimdienste zu zeigen. Unklar ist ebenfalls, wie die US-Regierung an Snowdens Geld gelangen will.

Denn solange er im Moskauer Exil ist, kann sie es von ihm nicht eintreiben. Womöglich versucht die Regierung, an die Einnahmen über den vertreibenden US-Verlag Macmillan heranzukommen, der in den Gerichtsunterlagen als Mit­an­ge­klag­ter aufgeführt ist. Ein fader Beigeschmack würde bleiben, wenn künftig ausgerechnet jene Institutionen Geld bekommen, die Snowden in seinem Buch angreift.

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