Bud-Spencer- und Terence-Hill-Sammler: Vier Fäuste und ihre Datenbank

1.300 DVDs, 18.000 Fotos, Pappaufsteller und Lego-Figuren: Die Bremer Dennis und Eric Heyse gehören zu den größten Fans von Bud Spencer und Terence Hill.

Die Köpfe der Zwillingen hinter den Pappköpfer von Bud Spencer und Terence Hill

In Sachen Terence Hill und Bud Spencer weiß niemand mehr: die Zwillinge Heyse. Foto: Michael Bahlo

BREMEN taz | „Plattfuß in Afrika“ haben sie über hundert Mal gesehen – das prägt. Schuld ist die Patentante der Zwillinge Dennis und Eric Heyse, zu der die Eltern sie als Kinder immer schickten, weil sie so viel arbeiteten. Schon Mitte der 1980er-Jahre hatte sie einen Videorekorder. Damals liefen die Filme mit Terence Hill und Bud Spencer zum ersten Mal im Fernsehen. Als „ZDF-Premieren mit über 20 Millionen Zuschauern“, sagt Eric Heyse – und dann muss es auch stimmen, denn die Heyses sind die Autoritäten, was Informationen über „Spencer/Hill“ angeht.

Dabei waren sie, als die ersten und besten Komödien der beiden italienischen Schauspieler mit den bürgerlichen Namen Carlo Petersoli und Mario Girotti gedreht wurden, noch gar nicht geboren. „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und „Vier Fäuste für ein Halleluja“ waren in den frühen 1970er-Jahren als witzige Ableger der Italo-Western riesige Kino-Erfolge.

Die Heyses sind Jahrgang 1978. Sie gehören also zur ersten Video-Generation. Jeden Tag haben sie sich die Filme angesehen, in denen ihre Helden so komisch schießen und prügeln und dazu noch flotte Sprüche machen. Zur Abiturzeit („als die Filme schlechter wurden“) flaute das Interesse zwar ab, aber als 1999 eine deutsche Fanseite zu den Filmen von Hill und Spencer im Netz auftauchte, war das professionelle Interesse der Zwilllinge geweckt.

Sie arbeiten beide als Informatiker. Als die Homepage nicht mehr richtig gepflegt wurde, machten sie sich im Jahr 2006 daran, eine ordentliche Datenbank zu erstellen. In der gab es etwa Verknüpfungen, durch die man nachvollziehen konnte, dass der Kameramann eines früheren Films bei einem späteren Regie führte.

Jeden einzelnen Film verarbeitet

Geplant war die Erstellung der Datenbank als „Wochenendprojekt“, doch der Arbeitsaufwand war enorm. So mussten sie jeden einzelnen Film anschauen. Inzwischen sind das 447. Dazu gehören alle Folgen von Terence Hills Fernsehserien „Don Matteo“ (die nie in Deutschland gesendet wurde ) und „Die Bergpolizei“ (die im Dritten des Bayrischen Rundfunks läuft).

Es fehlen nur zwei verschollene Frühwerke der beiden. Die Heyse-Brüder haben alles versucht, um sie zu finden. Sogar im Archiv des italienischen Hollywoods Cinecittà haben sie anfragen lassen. Dort war man der Meinung, dass sie jeden in Italien gedrehten Film gelagert hätten. Und waren „sehr erstaunt“, von zwei Deutschen eines Besseren belehrt zu werden.

Für ihre Datenbank ist ihnen nichts zu teuer. „Um das Ding fertig zu bauen“ nahm Eric Heyse drei Wochen Urlaub. Inzwischen sind 3.000 Medien erfasst, es gibt Informationen zu 4.867 Darstellern, die in den Filmen mit Spencer/Hill gespielt haben. Von deren Filmen, Fernsehauftritten sowie öffentlichen Veranstaltungen sind 18.000 einzelne Bilder gespeichert. Datenbanken zu Heinz Erhardt und Louis de Funès sind inzwischen nach dem gleichen Bauplan entstanden.

Ihr Forscherdrang ist inzwischen schon sehr speziell geworden. So ließ es Eric keine Ruhe, als er entdeckte, dass in einer spanischen Fassung die Hintergrundmusik bei dem Film „Banana Joe“ anders war, als er sie im Gedächtnis hatte. Auf der offiziellen spanischen DVD (die die Heyses selbstverständlich in ihrer Sammlung mit mehr als 1.300 DVDs haben) war die gleiche Musik wie in der deutschen Fassung zu hören – es konnte sich also nur um eine obskure lateinamerikanische Fassung handeln.

Kein „Halleluja“ in der DDR

Aber aus dem Quell ihres Wissens sprudelt auch Amüsantes wie dieses: Viele Spencer/Hill-Filme kamen auch in der DDR in die Kinos, und zwar in den westdeutschen Synchronfassungen. Aber das Wort „Halleluja“ war im deutschen sozialistischen Staat unerwünscht. Dort hieß „Vier Fäuste für ein Halleluja“ „Der Kleine und der müde Joe“ und aus „Verdammt, Verflucht und Halleluja“ wurde: „Ein Gentleman im Wilden Westen“.

Terence Hill hat eine deutsche Mutter, die im sächsischen Lommatzsch lebte. Dort verbrachte er ein paar Jahre seiner Kindheit. Seit einigen Jahren gibt es dort ein Spencer/Hill-Festival, vergangene Woche wurde ein Terence-Hill-Museum eröffnet. 200 Ausstellungstücke wie Papp­aufsteller, Poster und Lego­figuren sind Leihgaben aus der Sammlung Heyse.

Oft reisen die beiden zu ihren Idolen. Als Bud Spencer noch lebte, saßen sie als Gäste in TV-Talkshows, in denen er seine Bücher vorstellte. Wenn er sie signierte, standen sie in den Warteschlangen vor den Buchläden. Eric flog nach Bud Spencers Tod zur Trauerfeier nach Rom, später reisten die beiden nach Budapest, um bei der Enthüllung des bisher einzigen Bud-Spencer-Denkmals dabei zu sein.

Zweimal fuhren sie auch nach Italien, um Terence Hill bei Dreharbeiten für dessen Fernsehserien zu erleben. Im letzten Jahr lernten sie ihn dann anlässlich der Deutschlandtour zu seinem Film „Mein Name ist Somebody“ persönlich kennen.

Das Ziel der Spencer/Hill-Datenbank ist eine möglichst umfangreiche Datensammlung rund um die Filme von Bud Spencer und Terence Hill und deren Nebendarstellern bereit zu stellen.

Dass der Film nicht gut war, war da nicht so wichtig, schlecht über ihn reden mögen die beiden nicht: Es sei doch toll, dass der Komponist von „Die linke und die rechte Hand des Teufels“ hier noch mal die Musik gemacht habe. „Das war dann auch das Beste am Film“, rutscht es Dennis heraus. Sie sind treue Fans, aber trotzdem nicht blind.

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