Australischer Fußballer outet sich: „Es fühlt sich klasse an“

Andy Brennan, australischer Zweitligafußballer, feiert sein Coming-out – als erster noch aktiver Profi in seinem Land.

Andy Brennan von der australischen Mannschaft South Hobart

Der Druck wurde zu groß: Andy Brennan (rechts) Foto: Robert Prezioso/Getty Images

„Es fühlt sich nicht an, als ob das eine große Sache wäre. Das sollte es 2019 auch nicht sein.“ Mit diesen Worten kommentierte der Australier Andy Brennan seine Entscheidung, sich als erster noch aktiver Fußball-Profi in seinem Land offen zu seiner Homosexualität zu bekennen. Der 25-jährige Stürmer des Zweitligisten Green Gully SC aus Melbourne nutzte einen Beitrag für die Gewerkschaft Professional Footballers Australia für sein Coming-out: „Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass ich diese Lüge nicht länger leben kann. Dass ich glücklich sein will, so wie ich bin. Irgendwann muss man zur Kenntnis nehmen, dass man so ist. Und man sein muss, wer man ist“, schrieb er und fügte hinzu: „Es fühlt sich klasse an.“

Außerdem hatte Brennan in einem Instagram-Post erklärt, warum er so lang mit seinem Coming-Out gezögert hat: „Ich habe Jahre gebraucht, bis es sich gut für mich angefühlt hat zu sagen: Ich bin schwul. Ich hatte Angst, es würde meine Freundschaften, meine Teamkollegen und meine Familie beeinträchtigen. Aber die Unterstützung der Menschen um mich herum war so großartig und hat mir geholfen, diesen letzten Schritt zu gehen.“ In Australien haben bereits der Schwimmer Ian Thorpe oder der Rugbyspieler Ian Roberts offen über ihre Homosexualität gesprochen, aber erst nach ihrer aktiven Karriere.

„Schwul zu sein im Sport und in der Kabine ist eine mentale Belastung gewesen, nicht zu wissen, wie die Leute um einen herum reagieren werden. Es war ein Druck, der mich aufgefressen hat“, stellte Brennan fest.

Er ist weltweit einer der wenigen Fußballprofis, die sich zum Coming-out entschlossen haben, nachdem der Engländer Justin Fashanu 1990 voranging. Der Bekannteste ist hierzulande der ehemalige deutsche Nationalspieler und heutige Sportvorstand des VfB Stuttgart, Thomas Hitzlsperger, der nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn 2014 erklärte, schwul zu sein.

Homophobie und der befürchtete Imageschaden

In diesem Januar jährte sich der Tag von Hitzlspergers Coming-out zum fünften Mal. Gegenüber der ARD ermutigte er andere Spieler, offen über ihre Homosexualität zu sprechen. Von Seiten der Fans sei nicht viel zu befürchten, die Thematik im Fußball kein Tabu mehr. Peter Fischer, Präsident von Eintracht Frankfurt, rät Fußballprofis hingegen auch heute noch von einem Coming-out ab. Die Zeit sei noch nicht reif dafür.

Erst jüngst hat das Sächsische Sportgericht ein Verfahren eingestellt, in dem es um Homophobie im Amateurfußball ging. Die Frage eines Spielers an einen anderen, ob er schwul sei und die anschließenden Beleidigungen als „Schwuchtel“ und „Arschficker“ wurden von dem Gericht als „fußballtypisch“ beschrieben und stellten „kein tatbestandsrelevantes, sportwidriges Verhalten dar“. Homophobie als Normalität im Fußball – so deklariert von einer judikativen Gewalt.

Das Phänomen ist im Fußball ein strukturelles, Meldungen über homophobe Sprechchöre oder Angriffe von Hooligans sind keine Seltenheit. Und noch immer hat sich in Deutschland kein aktiver Profifußballer zu seiner Homosexualität bekannt.

Beim Frauenfußball ergibt sich ein anderes Bild: Viele Fuktionärinnen wie auch Spielerinnen gehen offen mit ihrer Homosexualität um. Das bedeutet nicht, dass der Frauenfußball frei von Homophobie ist, doch Figuren wie Nadine Angerer, Steffi Jones oder Kim Kulig-Soyah können jungen Fußballerinnen als Vorbild dienen. Ein Coming-out ist für Frauen im Profifußball eben keine große Sache.

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