Prozess gegen Deutschtürken

Der Kölner Journalist Adil Demirci steht in der Türkei wegen Terrorvorwürfen vor Gericht

Von Volkan Ağar

Am Dienstag geht in Istanbul der Prozess gegen den deutschen und türkischen Staatsbürger Adil Demirci weiter. Der Kölner Sozialarbeiter und Journalist war im Februar freigelassen worden, zuvor war er wegen Terrorvorwürfen zehn Monate im türkischen Hochsicherheitsgefängnis Silivri inhaftiert. Er darf derzeit weder die Türkei noch Istanbul verlassen.

Demirci war am 13. April 2018 während eines Türkei-Urlaubs mit seiner Mutter festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vor: der in der Türkei verbotenen marxistisch-leninistischen MLKP. Die Anklage bezieht sich auf Demircis Anwesenheit bei Beerdigungen von Personen, die gegen den sogenannten „Islamischen Staat“ gekämpft haben.

In Deutschland arbeitete der Sozialarbeiter mit traumatisierten Jugendlichen aus Kriegsgebieten. Daneben war er als Übersetzer und Autor für die türkische sozialistische Nachrichtenagentur Etha tätig, für die auch Meşale Tolu gearbeitet hat.

Demircis Fall erregte vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit in Deutschland. Dennoch verfolgte eine deutsche Delegation seinen Prozess. Beim kommenden Prozesstag werden der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich und Michael Reiffenstuel, deutscher Generalkonsul von Istanbul, anwesend sein. Zuvor vertraten Günter Wallraff und die Linke-Abgeordnete Heike Hänsel die Delegation.

Adil Demirci erhofft sich vom anstehenden Prozesstag, dass die Ausreisesperre aufgehoben wird. „Ich möchte meine Routine, meinen Alltag zurück“, sagte er der taz.