Neue Comedyshow „ShapiraShapira“: Hipster, Nazis, Pimmel

Der Satiriker Shahak Shapira macht jetzt Sketche und Stand-Up im ZDF. Auf Twitter ist er komischer. Trotzdem hat die Sendung ihre Stärken.

Satiriker Shahak Shapira stützt sich auf seine Hand und guckt zerknautscht

Nicht wirklich komisch, aber interessant: So ist Shahak Shapiras neue Sendung auf zdfneo Foto: ZDF/Moritz Künster

„Du musst nicht immer lustig sein. Du musst aber immer interessant sein“, hat Shahak Shapira kürzlich über seine neue Comedyshow im taz-Interview gesagt. Nach der Premiere auf zdfneo kann man sagen: Das ist ihm gelungen. Die Themen der ersten Folge (Hipster, Nazis, Pimmel) sind erwartbar, aber die Punchlines sauber gearbeitet. Und zum Schluss balanciert der Schelm Shapira auf dem Terrain der Ernsthaftigkeit – ein Ausschnitt einer psychotherapeutischen Sitzung kommt gänzlich ohne Pointe aus.

Dabei macht Shapira, 31, internetaffin und berlinerisch, was Komiker heute eben so machen: Das erste „Fickt euch“ kommt nach knapp 30 Sekunden, mit Referenzen an die Popmusik der Neunziger holt man die Zielgruppe ab und bittet das ZDF-Publikum, das sich in die Sparte verirrt hat, freundlich zur Tür. Ohnehin dürften die meisten der anvisierten Zuschauer*innen über die Mediathek dabei sein, deshalb kann der Klamauk sich im Fernsehen auch dienstags um 23:15 Uhr austesten.

Dort kann man sehen, wie der Humor-Handwerker Shapira die Werkzeugkiste seiner Zunft durchorgelt: Physical Comedy, Callbacks, Publikumsinteraktion, alles ganz routiniert: „Wie heißt du? Jan? Hallo Jan.“ Die Zuschauer*innen im Studio sind hingesetzt wie in einem New Yorker Stand-Up-Laden. Das Licht ist entsprechend schummrig, die Möbel loungig und der Applaus plätschert. Das wirkt erstmal mau im Vergleich zur aufgepeitschten Ekstase, die einem von Produktionen wie der heuteshow suggeriert wird, ist aber wohltuend real.

Ein paar alte Bekannte sind auch dabei: Im Einspieler zu Beginn werten Krawallo Serdar Somuncu, Felix Lobrecht und die auch in zehn Sekunden schon grandiose Hazel Brugger das Stand-Up-Start-Up auf. „Ich würd's lassen“, empfiehlt die Schweizerin maximal trocken. Gilt auch für ein paar allzu holzschnittartige Jokes: Ein Sketch zieht viel Humorpotential aus der Annahme, dass das Wort „Schwulsex“ ja so witzig sei. Naja.

Erst am Ende wird es wirklich frisch

Dabei sind die Spielszenen von einem paritätisch besetzten Autor*innenteam ordentlich getextet, Shapira hat eigens Schauspielunterricht genommen. Nur ein bisschen knackiger dürften sie sein, in den gut fünfminütigen Episoden wird ein und der selbe Witz gerne ein bisschen zu oft ausgewrungen. Auf Twitter ist Shapira kürzer, somit lustiger. Auffällig ist ein Stück, in dem Shapira die malende Fernseh-Ikone Bob Ross persifliert. Das ist als Popkultur-Meme zwar Jahre alt, aber ganz amüsant, denn hier streichelt „Bernd Ross“ meditativ Hakenkreuze auf die Leinwand – und Shapiras Timing ist auf Englisch deutlich knalliger als auf Deutsch.

Das Ende der Pilotfolge wir dem Innovationsanspruch der Sendung am ehesten gerecht. Shapira spricht mit einem Psychotherapeuten im Off, das Filmteam macht nur das nötigste: Authentizität soll rüberkommen. Und das Gespräch scheint tatsächlich kein Witz, kommt ohne jede Anstalt zur Pointe aus. Auf der Webseite der Sendung kann man die fünfzigminütige Therapiesitzung komplett anhören, wöchentlich soll weiter therapiert werden. Nicht witzig, aber zumindest interessant.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.