Gastkommentar Internationaler Roma-Tag: „Nicht nur wir Roma“

In Zeiten des Rechtsrucks ist der Internationale Roma-Tag umso wichtiger. Für die Freiheit und den Schutz von Roma müssen sich aber alle einsetzen.

Menschen stehen auf einer grünen Wiese vor buntern Trauerkränzen.

Menschen gedenken in Auschwitz Birkenau den Roma, die während der NS-Zeit ermordet wurden Foto: dpa

Im Jahr 1971 wurde der 8. April als Internationaler Roma-Tag festgelegt, um an die Verfolgungen und Vernichtung der Vergangenheit zu erinnern und gegen die rassistischen Zumutungen der Gegenwart zu kämpfen. Mindestens 500.000 Roma und Sinti haben die Deutschen und ihre Verbündeten während der NS-Zeit ermordet.

Dieser rassistisch motivierte Völkermord wurde jahrzehntelang geleugnet. Diskriminierung und Exklusion blieben immer Teil und Praxis der Gesellschaft. Sie halten bis heute an und nehmen sogar wieder zu. Rechte Bewegungen haben gerade überall Aufwind. Um davon abzulenken, dass sie für die tatsächlichen gesellschaftlichen Probleme keine Lösungen anzubieten haben, benutzen sie Roma immer wieder als Sündenböcke. Und das wirkt.

Im vergangenen Jahr griffen gewalttätige rechtsextreme Milizen Roma in der Ukraine an und Italiens Innenminister Salvini plante einen Zensus der ethnischen Minderheit – eine Maßnahme, die an den Beginn der Verfolgungen in den 1930er Jahren erinnert. Regelmäßig kommt es innerhalb und außerhalb der EU zu Räumungen ganzer Siedlungen. Kürzlich haben in Pariser Vororten Jugendbanden Jagd auf Roma gemacht. Ausgelöst wurden sie von Fake News in sozialen Medien, in denen behauptet worden war, Roma hätten weiße Kinder entführt – ein jahrhundertealtes Stereotyp.

Ein großes Problem ist, dass die systematische strukturelle Diskriminierung und Exklusion in vielen Ländern Ost- und Südosteuropas nicht als Asylgrund anerkannt werden. Völliges Desinteresse und Ignoranz auch seitens linker Politik haben dazu geführt, dass in Deutschland viele Roma nach wie vor ohne sicheren Aufenthalt leben und immer wieder abgeschoben werden.

Um gegen all diese Missstände zu protestieren und um für gleiche Rechte für diejenigen zu kämpfen, die keine Stimme haben, dient der 8. April. Der Tag soll ein Zeichen setzen gegen die Politik der Ablenkung, der Verleumdung, der Ausgrenzung. Für die Freiheit aller müssen wir uns alle gemeinsam einsetzen. Nicht nur wir Roma.

Der Autor ist Filmemacher und stellvertretender Vorsitzender des Bundes Roma Verbandes e. V. Er lebt seit 2000 in Deutschland und ist aus dem Kosovo geflohen.

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