Kolumne Liebeserklärung: Hoffnung für Baumreste

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) erwägt Subventionen für Zeitungszusteller. Ist das die Rettung der Printmedien?

Ein Zeitungsausträger schiebt einen Wagen.

Subventionen für das Zustellungsnetz: Ob die Zeitungsausträger profitieren würden, ist fraglich Foto: dpa

So eine Umstrukturierung ist ja kein Ponyschlecken. Also, wir hier in der taz-Redaktion und die digitale Transformation: Da kommt der Boss nicht einfach und sagt, basta Leute, ab morgen machen wir online first. Oder sogar only. Sondern: Es gibt Konferenzen, Arbeitsgruppen, Klausur­tagungen, Präsentationen, Testläufe, „Deep Dives“, Auswertungsrunden, „Pro­duct Owner“… Ja und natürlich bisweilen eine Handvoll Laberrhabarber. Zugegeben, auch: Knatsch. Dieser „Prozess“ läuft bereits seit einigen Jahren. Puh.

Eingefleischte „Printer“, also die Redakteure, die trotz Homepage, App, Instagram und sonstigen Online-Chichis immer noch auf Baumresten gedruckte Zeitung lesen und schreiben wollen, horchten deshalb in dieser Woche auf, als im Branchendienst Horizont von Subventionen für Zeitungszusteller die Rede war. Darüber denkt angeblich Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nach.

Das Problem ist ja nicht nur, dass die Auflage der verkauften Papierzeitung arg bröselt, weltweit und seit Jahren. Sondern auch, dass deshalb die Verlage ihre Zustellnetze kräftigst ausdünnen. Das Geld gäbe es aber natürlich nicht für die knapp über Mindestlohn bezahlten 140.000 Zusteller im Land, viele davon Minijobber. Sondern für die Verlage, die für jede zugestellte Zeitung einen festen Betrag bekommen könnten. Insgesamt geht es wohl um eine dreistellige Millionensumme.

Danke schön, sagt der Verlegerverband. Das überrascht. Trotz Medienkrise hielten die ja lange eine direkte Presseförderung für tabu. „Wir gehen lieber pleite, als Staatsknete zu nehmen“, hieß es dort früher. Weil: Subventionen bedeuteten das Ende der Unabhängigkeit. Doch jetzt: Long live SPD-Hubsi! Die Papierguerilla in der taz hat bereits häufig grau melierte Haare – und findet die Zuschüsse auch nicht schlecht.

Sonst werden mit Subventionen ja meist denkfaule/klimazerstörende Kohlekonzerne, Flugzeughersteller, Großbauern oder Waffenfirmen am Leben gehalten. Aber für Zusteller und gedruckte Zeitungen darf sich das Gemeinwesen gerne mehr engagieren. Wir haben ja auch nix gegen die Förderung erneuerbarer Energien und sonstiger „Zukunftstechnologien“. Es geht uns auch um die Meinungsvielfalt. Und darum, dass der Stress mit diesem Digitalkrams endlich aufhört.

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Ist Leiter des Ressorts Wirtschaft und Umwelt. Er hat in Bonn und Berlin Wirtschaftsgeschichte, Spanisch und Politik studiert. Ausbildung bei der Burda Journalistenschule. Von 2001 bis 2009 Redakteur in Bremen und Niedersachsen-Korrespondent der taz. Dann Financial Times Deutschland, unter anderem als Redakteur der Seite 1. Seit 2012 wieder bei der taz.

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