Frauenstreik am 8. März: Laut sein, sichtbar machen

Am Freitag sind bundesweite Aktionen geplant. Auch Journalistinnen rufen zum Streik gegen ungerechte Arbeits- und Geschlechterverhältnisse auf.

ein stoffbeutel mit einem feministischen symbol, eine geballte faust in dem symbol für frau, hängt einer person über die schulter

In über 40 Städten wollen Frauen am 8. März streiken und ihre Arbeit niederlegen Foto: Stefan Boness/ipon

BERLIN taz | „Wenn wir die Arbeit niederlegen, steht die Welt still“ – mit diesem Slogan wollen am Freitag bundesweit Frauen und Queers* in den Streik treten. Bündnisse gebe es in mehr als 40 Städten, sagte Initiatorin Kerstin Wolter der taz, darunter Hamburg, München, Berlin, Freiburg, Bremen, Göttingen und Jena. „Die Dynamik ist groß“, sagte Wolter, momentan sei überhaupt nicht einschätzbar, wie viele Frauen streiken oder auf die Straße gehen werden. Beim bisher letzten bundesweiten Frauenstreik 1994 seien es schätzungsweise rund eine Million gewesen. „Das wäre eine Marke, die ich mir wünschen würde“, sagte Wolter.

Der Arbeitsbegriff der Streikenden bezieht sich nicht nur auf Lohnarbeit, sondern will auch Arbeit sichtbar machen, die oft von Frauen erledigt wird, aber weitgehend unsichtbar bleibt, also beispielsweise Haushalts- oder Care-Arbeit wie Kinderbetreuung. Aufgerufen wird deshalb nicht nur dazu, der Lohnarbeit fern zu bleiben, sondern auch dazu, Hausarbeit liegen zu lassen.

Die Forderungen der Streikenden sind unter anderem Wertschätzung von Care-Arbeit, Abschaffung der Paragraphen 218 und 219a, gleiche Rechte für alle Geschlechter und ein besserer Schutz vor sexualisierter Gewalt. Die Formen, mit denen gestreikt werden soll, sind vielfältig: Allein in Berlin etwa, wo der 8. März dieses Jahr zum ersten Mal ein Feiertag sein wird, gibt es zwei größere Demos und Frühstücke, Bettlaken sollen aus Fenstern gehängt werden, Kundgebungen und Konzerte stattfinden.

Bundesweit wollen Frauen um fünf Minuten vor zwölf ihre Stühle auf die Straße stellen und mit Transparenten deutlich machen, wofür oder wogegen sie streiken. Um 17 Uhr soll es eine Aktion geben, die auch diejenigen anspricht, die weniger gut Deutsch sprechen: Beim „globalen Aufschrei“ soll durch Schreien auf Arbeitskämpfe, fehlenden Klimaschutz oder Kinderbetreuung aufmerksam gemacht werden. Die im Deutschen Gewerkschaftsbund organisierten Gewerkschaften, sagte Wolter, riefen wegen der rechtlichen Lage hierzulande zwar nicht zum Streik auf – politisch motivierte Arbeitsniederlegungen sind in der Bundesrepublik nicht zulässig. Sie erklärten sich aber zumindest solidarisch, so Wolter.

Journalistinnen starten einen Streikaufruf

In einem eigenen Aufruf haben sich Journalistinnen zusammengetan, um gegen ungerechte Arbeits- und Geschlechterverhältnisse im Journalismus mobil zu machen. Die rund 80 Erstunterzeichnerinnen, darunter Journalistinnen der Tageszeitung Neues Deutschland, der Lateinamerika Nachrichten, des Magazins analyse & kritik, des Missy Magazines und der taz, fordern ein Ende der Lohndiskriminierung, die Durchsetzung der Tarifbindung und das Ende des Outsorcings von Jobs wie Reinigungs- oder Kantinenpersonal in Medienhäusern.

„Die schlechte Bezahlung und hohe Belastung in der Medienbranche trifft Frauen in besonderem Maße“, heißt es in dem Aufruf, der unter anderem „männerbündische Netzwerke“, strukturellen Sexismus, niedrigere Honorare und Gehälter sowie Arbeitsverdichtung kritisiert. „Ein anderer Journalismus ist möglich!“

Die Streiks von Frauen und Queers* hierzulande reihen sich ein in eine weltweite Bewegung Streikender. So gab es in den vergangenen Jahren Streiks unter anderem in Argentinien, Polen oder den USA. In Spanien gingen 2018 fünf Millionen Frauen* gegen Benachteiligung am Arbeitsplatz und häusliche Gewalt auf die Straße. In vielen Ländern, unter anderem in Argentinien, wollen Frauen auch dieses Jahr streiken.

Die Autorin ist Unterzeichnerin des Aufrufs der Journalistinnen

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