Ungereimtheit bei Recherche aufgefallen: „SZ-Magazin“ trennt sich von Autor

Ein freier Autor des „SZ-Magazin“ soll in einer Geschichte eine Protagonistin erfunden haben. Der Journalist hat auch für „Zeit“ und „Spiegel“ geschrieben.

Das Gebäude des Süddeutschen Verlags in München

Das „SZ-Magazin“ hat sich bisher nicht offiziell zu dem Fall geäußert Foto: Sven Hoppe/dpa

Es erinnert auf den ersten Blick schon alles sehr an den Fall des Spiegel-Reporters Claas Relotius: Ein gefeierter Reporter, Träger von Henri-Nannen- und Deutschem Reporterpreis, gibt eine Reportage ab, in diesem Fall dem SZ-Magazin, doch dann tauchen in der Redaktion Zweifel auf. Auf Nachfragen gibt der Autor schließlich zu: Die Zweifel sind berechtigt, eine Protagonistin der Geschichte ist erfunden.

So trug es sich offenbar im Januar diesen Jahres zu, wie der Branchendienst Meedia am Mittwoch Abend berichtete, also nur wenige Wochen nach der Causa Relotius. Die Arbeit soll der Autor allerdings schon Monate zuvor abgegeben haben. Das SZ-Magazin hatte das Glück, den Schwindel noch rechtzeitig vor der Veröffentlichung zu entdecken. Die Zusammenarbeit mit dem freien Autor und Kolumnisten wurde beendet.

Erste Überprüfungen bereits veröffentlichter Texte sollen keine Anhaltspunkte für weitere Fälschungen ergeben haben. Auch bei Spiegel, Spiegel Online und Medien des Zeit-Verlags ist man alarmiert. Auch für diese Publikationen war der Journalist im Einsatz. Nun ist man in den Häusern nach kurzer Zeit schon wieder mit intensivem nachträglichen Fact-Checking beschäftigt. Groß die Angst, auch von diesem Autor an der Nase herumgeführt worden zu sein.

Der Spiegel bezog am Mittwochabend insofern Stellung, als dass er mitteilte, die Dokumentationsabteilung prüfe gerade die 43 Veröffentlichungen des Autors. Bisher sollen keine Hinweise auf bewusste Manipulation festgestellt worden sein, in einem Fall sei die Verifikation nicht möglich, da der Autor persönliche Erlebnisse schildere.

Chefredakteur bestätigt die News

Abgesehen von der Antwort einer Verlagssprecherin auf die Meedia-Nachfrage hält sich das SZ-Magazin selbst in der Sache bislang bedeckt. Eine Berichterstattung in eigener Sache gab es zunächst nicht. Chefredakteur Timm Klotzek bestätigte die News immerhin, in dem er auf Twitter auf einzelne Tweets zum Thema antwortete, etwa auf einen von faz.net. Darin schreibt Klotzek: „Großer Unterschied zur Relotius: Die Geschichte, die der freie Autor geschrieben hat, ist nicht erschienen. Es geht nicht um einen ,Verdacht', und es ging bei uns um eine, nicht um mehrere Geschichten.“

Redaktion und Dokumentation des Magazins, so zitiert Meedia die Sprecherin, hätten festgestellt, „dass eine die Geschichte tragende Person nicht existiert“. Die Chefredaktionen von SZ-Magazin und Süddeutscher Zeitung hätten dies als „groben Verstoß gegen die journalistischen Standards“ erachtet, die „Verfahren zur Prüfung von journalistischen Texten“ hätten jedoch funktioniert. „Trotzdem werden wir diesen Vorfall zum Anlass nehmen, unsere redaktionsinternen Abläufe gerade bei der Verifizierung und Dokumentation von Texten weiter zu verbessern.“

Der Name des gefeuerten Reporters wurde zunächst nicht genannt. Meedia begründete das damit, dass Kontaktversuche zu dem Mann bislang erfolglos blieben und seine Seite somit nicht gehört werden konnte. Auch Näheres zu dem besagten Artikel und der Protagonistin wurde nicht bekannt. Es soll sich um ein Stück über Beziehungen gehandelt haben.

Hinweis: Der Autor hat vor zwei Jahren einen Text für die taz geschrieben. Die taz prüft den veröffentlichten Artikel.

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