München und die Champions League: Stolpern für Europa

Beim 3:2 gegen Augsburg beweist Bayern München, dass es noch nicht fit ist für Champions-League-Gegner Liverpool FC.

Zwei Fußballer,Augsburgs Reece Joel Oxford (l.) und David Alaba (Bayern München), springen zum Kopfballduell hoch

Mit guter Körperhaltung gewinnt man keine Spiele Foto: dpa

AUGSBURG taz | Übers Wochenende hatte sich die Stimmung beim FC Bayern wieder deutlich aufgehellt, und als ein Beleg dafür lässt sich eine kleine PR-Aktion heranziehen. Mit Pilzkopfperücken schritten Manuel Neuer, Robert Lewandowski, Thomas Müller und Mats Hummels für ein Foto über den Trainingsplatz. Wie einst John, Paul, Ringo und George gingen die vier „The Bayerns“ über einen imaginären Zebrastreifen.

Dass zudem der Name des ersten Albumsongs, „Come together“, das fotografische Beatles-Zitat zierte, ging nach dem erneut instabilen 3:2-Arbeitssieg beim FC Augsburg durchaus als Aufforderung an sich selbst durch. Er könne garantieren, dass es in Liverpool „nicht schön“ werde, falls seine Mannschaft ähnlich sorglos, löchrig und unkoordiniert verteidige wie beim kleinen FCA, hatte Niko Kovac verstimmt gesagt.

Für Zuversicht sorgt immerhin, dass das linke Sprunggelenk des zweifachen Torschützen Kingsley Coman doch nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde – er ist eine Option für Liverpool. Das ist schon deshalb erfreulich für Kovac, weil sich Coman als so ziemlich einziger Spieler bei der Generalprobe als formstark genug präsentiert hatte.

Nach den Eindrücken aus Augsburg und aus den vergangenen fünf Spielen, in denen die Bayern nie ohne Gegentor geblieben waren, wirkte es allerdings einigermaßen überhöht, als Niklas Süle von riesiger Vorfreude auf Liverpool bei allen Münchnern sprach. „Das ist eine Wahnsinnschance zu zeigen, was für eine Mannschaft wir sind. Wir können ein Zeichen setzen, dass mit uns zu rechnen ist.“ Das klang mehr nach Hoffnung auf einen Anfield-Effekt durch die besondere Motivation denn nach echter Zuversicht, die defensiven Fehler zu minimieren.

Am Freitagabend hatte der Auftrag von Kovac, endlich einmal wieder zu Null zu gewinnen, bereits nach 13 Sekunden storniert werden müssen – bezeichnenderweise durch das schnellste Eigentor der Bundesligageschichte. Vom Anstoß weg hatten sich die Augsburger zur Führung kombiniert und dabei die Münchner Defensive auf fast schon groteske Weise entblößt. Dass Leon Goretzka die Hereingabe von Philipp Max, der Jo­shua Kimmich im Rücken weit enteilt war, mit dem Schienbein ins eigene Tor lenkte, fügte sich ins Bild. Augsburgs Trainer Manuel Baum hatte diesen Spielzug im Abschlusstraining einstudieren lassen.

Nachdenken über die Startelf

„Die Gegentore waren Wahnsinn“, schimpfte Bayerns Kapitän Manuel Neuer, der nach seiner Daumenverletzung vor gut zwei Wochen ins Tor der Bayern zurückgekehrt war. Denn auch vor Dong-Won Jis zwischenzeitlichem 2:1 (23.) durfte Max ziemlich ungestört von links in die Mitte hereingeben.

Wirklich milde stimmen konnte es auch Kovac nicht, dass Coman zwei Mal ausglich (17./45.) und David Alaba noch den Sieg herbeiführte (53.), der die Bayern zumindest vorübergehend bis auf zwei Punkte an den Tabellenführer Borussia Dortmund heranbrachte.

Was gegen Liverpool besser werden muss, wurde Kovac gefragt: „Alles“

Was in Liverpool besser werden müsse? „Alles“, antwortete Kovac präzise. Wenn man wie in Augsburg die Gegenspieler laufen lasse, vor allem das Liverpooler Offensivtrio Mohamed Salah, Sadio Mané und Roberto Firmino, „dann befinden wir uns alle paar Minuten in einer brenzligen Situation“. Es ist vor allem eine Bestätigung der übergeordneten Erkenntnis aus der ersten Saison unter Kovac gewesen, die in Augsburg zu bestaunen war. Als konstant instabil, nicht kompakt genug und ohne genügende Sicherungssysteme lässt es sich umschreiben, was eher die Zweifel bestärkte als das bayerische Selbstbewusstsein.

Vielleicht wird Kovac deshalb jene Startelf überdenken, die er in Augsburg aufgeboten hatte und die sich vermutlich für Liverpool einspielen sollte. Durchaus möglich, dass nun an der Anfield Road Javier Martínez als Sechser beginnen darf. Gewissermaßen als Stoppschild vorm Zebrastreifen der Münchner Viererkette.

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