Kolumne Über Ball und die Welt: Tödliche Recherche in Ghana

Im Januar wurde in Ghana der investigative Sportreporter Ahmed Hussein-Suale ermordet. Nun folgt eine Schmutzkampagne.

Ein Mann mit Fäden vor dem Gesicht

Steht unter Druck: Undercover-Journalist Anas Aremeyaw Anas Foto: reuters

Vor einigen Wochen ist in Ghana der Journalist Ahmed Hussein-Suale ermordet worden. Als er von seinem Büro nach Hause fuhr, lauerten ihm die Täter auf. Als Motiv werden Recherchen vermutet, an denen Hussein-Suale für das Journalistenbüro „Tiger Eye Pi“ beteiligt war.

Für eine Fernsehdokumentation war es den Kollegen von „Tiger Eye Pi“ gelungen, Korruption im ghanaischen Fußballverband nachzuweisen. Sie konnten im Film beweisen, dass Kwesi Nyantakyi, damals noch Präsident des Verbandes, Vizepräsident des afrikanischen Fußballverbandes und Mitglied des Fifa-Rates, 65.000 US-Dollar angenommen hat – vor laufender Kamera, in bar.

Unter dem Vorwand, sie wären potenzielle Sponsoren, hatten sie Nyantakyi einen Deal vorgeschlagen. Der wollte mit den Journalisten, die er für Geschäftsleute hielt, eine Firma gründen, um möglichst viel des Geldes, das angeblich investiert werden sollte, selbst abzugreifen. Von 15 Millionen Dollar wären vermutlich 4,5 Millionen auf sein privates Konto geflossen.

Chef von „Tiger Eye Pi“ ist der in Ghana bekannte Investigativreporter Anas Aremeyaw Anas. Er gilt in Ghana als der „maskierte Journalist“. Meist verbirgt er sich hinter Perlenschnüren, die wie Haare hinunterfallen. Seine Recherchen gelten meist Menschenrechtsverletzungen und Korruption.

Nun ist in der Welt des Verbandsfußballs der Nachweis von Korruption keine allzu schockierende Meldung. Dass Präsident Nyantakyi zunächst 90 Tage Sperre von der Fifa aufgedrückt bekam, bewegte sich im üblichen Sanktionsrahmen; später wurde sie um 45 Tage verlängert, derzeit gilt er als lebenslang gesperrt. Sieben Schiedsrichter wurden zudem für ein paar Jahre gesperrt.

Un­glaubliche Schmutzkampagne

Nicht einmal die Reaktion der ghanaischen Regierung, die den nationalen Fußballverband aufgelöst hat, kann als sensationell gelten. Zumal solche Maßnahmen meist nur auf eine – von der Regierung zu verlierende – Machtprobe mit der Fifa hinauslaufen. Der Ausschluss von internationalen Wettbewerben ist üblicherweise die Folge, weil ja Fußball und Politik getrennt bleiben müssen.

Nein, was wirklich schockiert, ist der Mord. Die Polizei ermittelt, sechs Verdächtige wurden festgenommen. Die sechs Männer sind aber auf Kaution wieder freigekommen.

Ein Parlamentsabgeordneter soll in Richtung Anas – allerdings vor dem Mord an Hussein-Suale – gefordert haben: „Man sollte ihn aufhängen“

Ebenso schockierend die un­glaubliche Schmutzkampagne, die derweil gegen Anas und Hussein-Suale läuft. Nyantakyi, der geschasste Präsident, tingelt mit der Behauptung durch die Öffentlichkeit, Anas hätte eine Verschwörung gegen ihn geplant, man habe ihm eine Falle gestellt und heimliche Filmaufnahmen seien verboten. Warum er 65.000 Dollar angenommen hat – darüber spricht er nicht.

Stattdessen behauptet er, verbandsinterne Feinde von ihm hätten Anas eine große Summe Geld gezahlt, um ihn zu zerstören. Ihm nahestehende Medien fordern nun, man müsse Anas die Reporterlizenz entziehen. Ein Parlamentsabgeordneter soll in Richtung Anas – allerdings vor dem Mord an Hussein-Suale – gefordert haben: „Man sollte ihn aufhängen“ – und zwar „für die bösen Dinge“, die er den Ghanaern angetan habe. Und Nyantakyi selbst hat gar gesagt, die Rechercheure von „Tiger Eye Pi“ agierten „wie Isis“, also wie die islamistischen Terroristen.

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Jahrgang 1964, Mitarbeiter des taz-Sports schon seit 1989, beschäftigt sich vor allem mit Fußball, Boxen, Sportpolitik, -soziologie und -geschichte

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