Kleiderordnung beim Frauen-Tennis: Sport-BHs und Cat Suits verboten

Bei den US-Open wurde eine Spielerin verwarnt, weil sie sich auf dem Platz umzog. Und auch Serena Williams werden Vorschriften gemacht.

Serena Williams im Catsuit

Das respektlose Outfit der Tennis-Ikone Serena Williams Foto: imago/PanoramiC

Die französische Tennisspielerin Alizé Cornet wurde bei den US-Open verwarnt – weil sie sich auf dem Platz umgezogen hat. Nach einer zehnminütigen Hitzepause kam sie auf den Platz und trug ihr frisches Shirt falsch herum. Kurzerhand zog sie es aus, drehte es auf die richtige Seite und zog es wieder an. Gerade mal neun Sekunden dauerte die Aktion. Schiedsrichter Christian Rask erteilte ihr dafür eine Verwarnung wegen „unsportlichem Verhalten“.

Dafür hagelte es Kritik. Die Tennis-Ikone und Feministin Billie Jean King kritisierte die Regelung der United States Tennis Association (USTA) auf Twitter als „veraltet und unpraktisch“. Und die zweimalige US-Open-Siegerin Tracy Austin twitterte: „Lächerlich. Männer wechseln ihr Shirt mehrfach pro Spiel.“

Auch die Spielerinnen-Organisation Women’s Tennis Association (WTA) ließ verlauten, die Verwarnung der USTA gegen Alizé Cornet sei unfair und basiere nicht auf den Regeln der WTA. Bei ihnen gebe es nämlich überhaupt keine Vorschriften zum Umziehen auf dem Platz.

Mittlerweile hat die USTA eine Regeländerung verkündet und die Verwarnung bedauert. Cornet reagierte einen Tag nach dem Match gelassen. Der Schiedsrichter habe sich bei ihr für seinen Fehler bereits entschuldigt.

Ein bitterer Nachgeschmack

Die Sache ist damit erledigt, ein bitterer Nachgeschmack aber bleibt. Denn der Vorfall steht in einer Tradition sexistischer Regelungen für Frauen im Tennis, und im Sport allgemein.

Wie die Professorin Susan K. Cahn in ihrem Werk „Coming on Strong: Gender and Sexuality in Twentieth-century Women's Sport“ historisch darlegt, waren die Möglichkeiten für Frauen im professionellen Sport immer durch den männlichen Blick mitgeprägt und eingeschränkt. Athletik war und ist eine männliche Domäne. Frauen, die darin erfolgreich waren, liefen Gefahr als „unweiblich“ angesehen zu werden.

Alizé Cornet

„Was Bernard Giudicelli über den Catsuit von Serena Williams gesagt hat, war zehntausendmal schlimmer als das, was mir auf dem Platz passiert ist“

Um dem entgegenzuwirken, entwickelten sich Vorgaben, die Frauensport „weiblicher“ (aber nicht zu „weiblich“, sprich aufreizend) machen und vom „männlichen“, „harten“ Sport abgrenzen sollten. Dazu gehörten unter anderem Kleidungsvorschriften.

Während sich Hosen mittlerweile in den meisten Sportarten auch für Frauen als erste Wahl durchgesetzt haben, ist es beim Tennis bis heute für Spielerinnen üblich, kurze Kleider und Röcke zu tragen. Die können den Sportlerinnen auch mal hochrutschen und die Unterhose preis geben, das gehört dazu. Dass die Ansicht von Alizé Cornets Sport-BH wiederum eine Verwarnung zur Folge hatte, scheint da absurd.

Comeback im Cat Suit

Cornet, die von dem Trubel um die Fehlentscheidung verblüfft ist, verwies im Hinblick auf Kleidervorschriften auf einen anderen Vorfall: „Was Bernard Giudicelli über den Catsuit von Serena Williams gesagt hat, war zehntausendmal schlimmer als das, was mir auf dem Platz passiert ist“, sagte die 28-jährige bei einer Pressekonferenz.

Williams hatte im Mai in einem Ganzkörperanzug an den French Open teilgenommen. Der französische Tennisverband (FFT) beschloß daraufhin nun einen neuen Dresscode, um das Tragen so eines Catsuits in Zukunft zu verbieten.

Die 23-malige Grand-Slam-Siegerin hatte in Paris ihr Comeback nach der Geburt ihrer Tochter gefeiert, bei der es zu schweren gesundheitlichen Komplikationen gekommen war. Der Anzug sollte ihre Durchblutung unterstützen, mit der sie seit der Schwangerschaft Probleme hat.

Der Präsident des FFT, Bernard Giudicelli, befand, so ein Catsuit auf dem Platz gehe zu weit, man müsse das Spiel und den Ort „respektieren“. Was genau respektlos an dem Anzug war, erläuterte er nicht. In den sozialen Medien vermuteten einige, dass der FFT nicht so harsch reagiert hätte, hätte eine weiße, dünnere Frau den Ganzkörperanzug getragen.

Der Hersteller Nike stellte sich hinter das Outfit und die Sportlerin und postete ein Foto von Williams mit dem Spruch: „Du kannst einer Superheldin ihr Kostüm nehmen, aber niemals ihre Superkräfte“.

Serena Williams zeigte sich gelassen und bewies bei den US-Open Humor: statt in dem verpönten Catsuit betrat sie das Spielfeld in Tutu und Netzstrumpfhose – und schlug ihre Gegnerin Magda Linette vernichtend. Ob Giudicelli dieses Outfit besser gefallen hat?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.