Esther Slevogt
betrachtet das Treiben
auf Berlins Bühnen
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Jetzt, wo Ferien sind, können wir auch theatralisch an andere Gestade aufbrechen. An den österreichischen Wolfgangsee bei Salzburg etwa, wo sich schon vor einhundert Jahren ein Ferienhotel mit dem schönen Namen „Zum weißen Rössl“ befand. Dort trafen dann zur Ferienzeit allerlei soziale Klassen aufeinander, die sich in der damaligen Gesellschaft, sonst nicht begegnet wären. Bedienstete, Bürger, Selfmadewomen und Aristokraten. Sogar der österreichische Kaiser schaute kurz vorbei. Auch unterschiedliche nationale Mentalitäten trafen aufeinander, die sich miteinander arrangieren mussten: Preußen und Österreicher zum Beispiel. Und die dazugehörigen _innen natürlich auch. So zumindest hat es die berühmte Operette „Das weiße Rössl“ überliefert, die im gleichnamigen Hotel am Wolfgangsee spielt und 1930 von dem kongenialen Quartett Ralph Benatzky (Musik) Hans Müller-Einigen und Erik Charell (Buch), Robert Gilbert (Gesangstexte) auf der Basis eines Alt-Berliner Lustspiels aus der letzten Jahrhundertwende geschaffen worden ist. Mehrfach verfilmt und in der Nazizeit verboten, steht das Stück nun mit Starbesetzung auf dem Spielplan des Renaissance Theaters. Die umjubelte Premiere fand schon statt. Und von hieraus wird nun fröhlich gerufen: Hingehen! Denn die offene Gesellschaft soll von manchen wieder geschlossen und auch nationale Mentalitäten dürfen neuerdings noch nicht mal in der Nationalmannschaft mehr aufeinandertreffen. Und die Operette war schon immer eine gute (Theater-)Waffe, manchen Zeiten ihren Muff auszutreiben. Hoffentlich auch der unseren. (Renaissance Theater: „Im weißen Rössl“, 12., 13., 16., 17. & 18. 7., jeweils 20 Uhr, 14. 7., 18 Uhr).

Dieser Abend wird im Wesentlichen des schrägen Titels wegen empfohlen: „Heimatstunde – Der Zauberer von Ost“. Es handelt sich um einen Kabarettabend bei den Wühlmäusen des Schauspielers und Kabarettisten Uwe Steimle, der als geborener Ostler gleich zwei ungeliebte Systeme mit seinem schwarzen Humor überzieht: den Kommunismus und den Kapitalismus – und in diesem Kontext mit Weisheiten wie dieser aufwarten kann: „Wäre die Welt eine Bank – sie wäre längst gerettet!“ (Die Wühlmäuse: „Heimatstunde“, 14. 7., 20 Uhr).

Hinreißend ist auch die Titel dieses Theaterabends in der Schaubude, der (nach einem Kinderbuch von Martin Klein) „Rita, das Raubschaf“ überschrieben ist. Besagte Rita ist eine Schafskind mit treuherzigem Blick, das gerne als Piratin um die Welt segeln würde. (Schaubude: „Rita, das Raubschaf“, 17. & 18. 7., jeweils 10 Uhr).