Google & Co. in Kreuzberg: Vom Imagewert zum Kiezwert

Der Bezirk will fördern, was der Senat abgelehnt hat: ein kritisches Projekt zum Webtech-Standort Xhain.

Hippe Menschen in hipper Umgebung

Zukünftiger Google Campus im Umspannwerk Kreuzberg Foto: dpa

BERLIN taz | Für Digital Start-ups und auch Branchengrößen wie Google oder Zalando ist Kreuzberg ein idealer Ort ihrer Vermarktungsstrategie. Ein Ort, dessen Image auf ihr Selbstbild abstrahlen soll – hip, urban, einzigartig.

Für die BewohnerInnen der Kieze, in denen sich die Firmen tummeln, bedeutet die geballte Ansiedlung aber vor allem, dass ihre Nachbarschaft noch teurer wird und die Gefahr der eigenen Verdrängung wächst. Einige Stadtaktivisten bewarben sich deshalb jüngst mit dem Projektantrag „Stärkung der Bürgergesellschaft zur Entwicklung einer gemeinsamen Position zu einem ‚WebTech-Standort‘ Friedrichshain-Kreuzberg“ um Gelder aus einem Fördertopf des Senats.

Die formulierten Ziele reichten von der Herstellung von Transparenz über die Unternehmensansiedlungen über die Vernetzung lokaler Initiativen bis zur Entwicklung eines „Ausgleichssystems für die negativen Einflüsse“ durch die Unternehmen.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung aber lehnte den Antrag auf Förderung aus dem Senatsprogramm „Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ (FEIN) in Höhe von 30.000 Euro ab. Nicht weil sie sich gegen die Ansiedlungspolitik der Stadt richte, sondern „weil das Geld nicht ausreichte“, wie Florian Schmidt, Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat (Grüne), der taz sagte. Und: Er will nun selbst das Geld bereitstellen. „Ich fände es gut, wenn diese selbst verwaltete Dialogstruktur kommt, die wir unterstützen können“, erklärte Schmidt der taz.

Sollte dies jedoch nicht möglich sein, weil sich Kiezaktivisten durchsetzen, die sich einem Dialog mit Google und Co verweigern und stattdessen darauf setzen, diese zu vertreiben, will der Bezirk selbst aktiv werden. Den Vorschlag eines Rundes Tisches wollte der Stadtrat am Montagabend beim Stadtforum Berlin öffentlich präsentieren.

Schmidt, der sich mit der Ausübung des Vorkaufsrechts einen Namen gemacht hat, teilt die Kritik, die dem Antrag zugrunde liegt: „Diese Organisationen, die mit wahnsinnig viel Kapital ausgestattet sind, profitieren vom Wert, den Kreuzbergs Image hat – einen Gegenwert sehe ich noch nicht.“

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