Wegen Vergiftung im Krankenhaus: Angriff auf den Ex-Spion?

Ein einstiger russischer Doppelagent und eine Frau werden in Großbritannien mit einer unbekannten Substanz vergiftet. Das erinnert an einen Fall von 2006.

Ein Polizeiauto steht vor einem Haus

Einsatzkräfte der Polizei parken vor einem Haus, in dem der frühere russische Geheimdienstoffizier wohnen soll Foto: dpa

SALISBURY dpa | Eine mysteriöse Vergiftung eines einstigen Doppelagenten sorgt in britischen Geheimdienstkreisen für Aufsehen und weckt böse Erinnerungen. In der südenglischen Stadt Salisbury wurden am Wochenende zwei Menschen mit Verdacht auf Vergiftung durch eine „unbekannte Substanz“ in ein Krankenhaus gebracht und ringen seitdem auf der Intensivstation mit dem Tod. Das teilte die Polizei am Montag mit. Bei dem Mann soll es sich der BBC zufolge um einen ehemaligen Spion aus Russland handeln, der im Auftrag der Briten gearbeitet hat und im Rahmen eines Gefangenenaustauschs 2010 nach Großbritannien kam. Der Fall erinnerte an die Ermordung des Kremlgegners Alexander Litwinenko, der 2006 mit radioaktiv verseuchtem Tee vergiftet worden war.

Nach Polizeiangaben ist der Mann etwa 60 Jahre alt. Bei der zweiten Person handele es sich um seine etwa 30 Jahre alte Begleiterin. Die beiden befinden sich der Mitteilung zufolge in einem kritischem Zustand. Sie wurden bereits am Sonntag bewusstlos in der Nähe eines Einkaufszentrums von Passanten entdeckt.

Nach Informationen des BBC und der Agentur PA handelt es sich bei dem Mann um den früheren russischen Geheimdienstoffizier Sergej Skripal, der als Offizier des Militärgeheimdienstes GRU für den britischen Geheimdienst spioniert hatte und nach seiner Enttarnung in Moskau wegen Hochverrats zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden war. Im Rahmen eines Austauschs inhaftierter Spione zwischen Moskau und Washington kam er 2010 nach Großbritannien.

In der Nacht zum Dienstag schloss die Polizei im Rahmen der Ermittlungen eine Pizzeria in Salisbury „als Vorsichtsmaßnahme“. Die Behörden schlossen zwar anhand der vorliegenden Informationen eine Gesundheitsgefährdung aus. Dennoch wurde die Öffentlichkeit gebeten, Verdachtsfälle bei plötzlicher Erkrankung umgehend zu melden.

Die Polizei sprach von einem „schweren Vorfall“, eine ganze Reihe von Behörden sei eingeschaltet worden. Noch sei nicht klar, ob eine Straftat vorliege. Auf Fernsehbildern waren Einsatzkräfte in Schutzanzügen zu sehen, die den Fundort der Verletzten reinigten. „Wir wollen den Menschen versichern, dass wir Vorfälle dieser Art extrem ernst nehmen“, hieß es in der Mitteilung der Polizei.

Im Jahr 2006 hatte die Ermordung des Kremlgegners Litwinenko in Großbritannien für Aufsehen gesorgt. Unbekannte hatten ihn in London mit radioaktiv verseuchtem Tee vergiftet. Das darin enthaltene hochgiftige Polonium 210 tötet ihn nach drei Wochen. Nach britischen Ermittlungen stecken frühere russische Geheimdienstler hinter dem Mord an dem abtrünnigen Exilanten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.