Petition der Woche: Sie wollen das Bier zurück

In der Mensa der Hochschule Bochum wird seit dem Sommer kein Bier mehr verkauft. Einige Studierende wehren sich nun dagegen.

Sonne fällt von hinten durch ein Glas Bier auf einem dunklen Holztisch

In Bochum geht es um „to beer or not to beer“ Foto: unsplash/rawpixel

Bochum. Die Stadt mit dem Herzschlag aus Stahl, voller heiliger Trinkhallen. Und mit „Moritz Fiege“, dem Traditionsbier, feinherb und süffig – echtes Pott-Pils. Es ist allgegenwärtig. Außer in der Mensa der Hochschule Bochum: „Es muss Juli gewesen sein, als wir uns während der Klausurenphase mal mit einem Bier auf die Wiese hinter der Mensa legen wollten“, sagt der Student Philipp Larch. Aber das Bier war weg. Nicht mehr zu kaufen.

Der 33-Jährige nimmt das nicht länger hin. Vor zwei Wochen hat er eine Petition auf der Plattform „openPetition“ gestartet. Seine Kommilitonen und er wollen das Bier zurück. Die Idee dazu kam dem „International Business Management“-Student schon im Dezember. In einem Englischkurs hatte er darüber diskutiert, was den Campus attraktiv macht – das fehlende Bier wohl eher nicht. Der Vorschlag mit der Petition war zunächst ein Scherz.

Und dann kam auch schon Weihnachten: zwei Wochen Familienbesuche mit Frau und Baby. Und dann die Klausurenphase: Volkswirtschaftslehre, Kostenrechnung, Mathe. Und dann kam der 8. März: Er musst wegen einer Sportverletzung operiert werden. Endlich Zeit!

Am Tag nach der Operation klappte er den Laptop auf und begann mit der Arbeit. Besser als Serien zu gucken: Stundenlang recherchierte er, suchte ein lizenzfreies Bild, schrieb und strukturierte den Text immer wieder um – das alles unterbrochen von Phasen des Schlafs.

Appell statt Stammtischrede

Aus dem Krankenhausbett heraus ist nun keine Stammtischrede, sondern ein ausgefeilter Appell an die Hochschulleitung und das Akademische Förderwerk entstanden. Das Akafö ist Betreiber der Mensa. Larch argumentiert mit der historischen Bierkultur des Ruhrpotts, wandelt den Dreiklang „Kohle, Stahl und Bier“ in „Bildung, Stahl und Bier“ – denn statt Tausender Kohlearbeiter, so Larch, gäbe in Bochum heute fast 60.000 Studierende. Noch ein historisches Zitat aus dem Heimatbuch von 1954 und eine ordentliche Fußnote dazu, fertig ist die studentische Petition.

Die Hochschulleitung erfuhr erst durch die Anfrage der taz von Larchs Aktion. Doch auch Pressesprecher Detlef Bremkens wundert sich über den Verkaufsstopp: „Ich habe noch nicht erlebt, dass durch den Bierverkauf betrunkene Leute auf dem Campus herumgelaufen sind.“ Tatsächlich habe es wohl aber einen entsprechenden Beschluss auf Leitungsebene gegeben, der Suchprävention zuliebe. Und das Akafö teilt mit, dass die „Arbeitsgruppe Sucht“ der Hochschule Bochum sich laut einer Aktennotiz schon 2014 für den Stopp des Bierverkaufs in der Mensa ausgesprochen habe.

„Wir ordnen uns den Wünschen der Hochschulen unter“, sagt Manuela Hildebrand, Sprecherin des Mensabetreibers. Philipp Larch hält das für eine oberflächliche Lösung und wünscht sich einen weniger restriktiven Umgang mit der Suchtgefahr. „Außerdem geht man nicht in die Uni, weil es da das beste und günstigste Bier gibt“, sagt er. Ihm gehe es um Geselligkeit und gemütlichen Austausch mit den Kommilitonen.

Mittlerweile ist sogar der Hochschulpräsident mit dem Fall befasst, ein Statement von ihm wird nach seiner Rückkehr von einer China-Dienstreise erwartet. Bis dahin sammelt Larch weiter UnterstützerInnen für sein Anliegen. Noch sind es nur rund 80 Leute, 5.000 sollen es einmal werden.

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