Berlinale-Staralbum: Der Widerspenstige

Joaquin Phoenix entzieht sich dem Interesse der Öffentlichkeit. Nicht weil er eine Diva ist, sondern weil er nicht anders kann.

Ein Mann stützt sein Kinn auf seine Hand

Wie ein Wolf unter Hunden Foto: ap

Irgendwann dreht Joaquin Phoenix der Presse den Rücken zu, schaut den Bären hinter sich an, der riesig ist und rot, ein Berlinale-Plakat. Vielleicht will er ihn fragen: Was zur Hölle mache ich hier? Er hasse Filmfestivals, das hat er bereits gesagt. So sehr wie Interviews, Talkshows und Pressekonferenzen. Und naja, man leidet mit ihm.

Hat Sie der Film berührt? (Phoenix spielt einen Comiczeichner, der versucht, vom Alkohol wegzukommen, nachdem er im Suff verunglückt war und seither querschnittsgelähmt ist. Und so wie er ihn spielt, ist es eigentlich ausgeschlossen, dass irgendjemand unberührt bleibt, am wenigsten er selbst.) Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet? Und nochmal: Wie haben Sie sich auf diese Rolle vorbereitet?

Phoenix entzieht sich, ignoriert die meisten Fragen. Nicht weil er eine Diva ist, sondern, zumindest scheint es so, weil er sich einfach nicht wohl fühlt. Er zappelt, dreht sich Gus van Sant zu, der Regisseur des Films „Don't worry he won't get far on foot“, um den es hier geht. Van Sant ist geduldig, erklärt seine Arbeit. Irgendwann sieht Phoenix ihn fasziniert an, er scheint etwas begriffen zu haben: „Man antwortet einfach nicht auf die Fragen, sondern sagt das, was man sagen will. So wie du! Ich will das auch lernen!“ Dann lehnt er sich wieder zurück, zieht die Augenbrauen zusammen. Er hat etwas von einem Wolf unter Hunden.

Dabei könnte Joaquin Phoenix das alles gewohnt sein. Seit seiner Kindheit steht er vor der Kamera, heute ist er einer der gefragtesten Schauspieler in Hollywood. Bekannt wurde er vor allem durch seine eher finsteren Charaktere: traurige, kaputte, aber irgendwie liebenswerte Männer. Er stürzt sich in Abgründe. Vielleicht wird er bald den Joker im neuen Batman-Film spielen.

Phoenix wählt seine Rollen präzise aus, nimmt die Arbeit sehr ernst. Aber das ganze Drumherum eben nicht. Er hat sogar einen Film darüber gemacht, wie er der ganzen Welt versucht zu erzählen, dass er als Schauspieler aufgehört hat, um eine Karriere als Rap-Star zu starten. In Interviews erfindet er Geschichten, dabei scheint ihm alles, was wirklich fake ist, zuwider. Wie diese Frage eines Reporters: Herr Phoenix, was bedeutet Ihnen Stille? „Das klingt nach einer sehr raffinierten Frage. Stille! Wow“, sagt er und lacht. „Ich habe ehrlichgesagt noch nie darüber nachgedacht.“ Auf eine andere Frage antwortet er leiser, vernuschelt: „Ich weiß nicht, warum es so unangenehm ist, darüber zu reden. Ich gebe einfach nur mein Bestes.“

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