Rosenmontag in der Hauptstadt: Auf ein Kölsch oder zwei oder drei …

Unser Autor kommt aus Köln, der Jecken-Hochburg schlechthin, und begibt sich auf die Suche nach Karneval in Berlin. Er landet in der Ständigen Vertretung. Alaaf! Und Helau!

Unser Autor Martin Horn (links) in Köln beim Karneval, rechts sein Kumpel Fabian Foto: Simon Horn

Auf den Straßen Kölns, dem deutschen Epizentrum der närrischen Zeit, singen, tanzen und schunkeln die Jecken seit letzten Donnerstag, der Weiberfastnacht, um die Wette. Bis Sonntagabend war ich einer von ihnen. Mich hatte die Wehmut nach der rheinischen Heimat doch zu sehr gepackt, als dass ich die fünfte Jahreszeit gänzlich verpassen – oder eben alternativ von Berlin aus verfolgen wollte.

Hier wieder angekommen, führte mich die Neugierde, wie man wohl in der Hauptstadt die närrische Zeit feiert – und ob das überhaupt möglich ist – zum Zufluchtsort eines jenen Exil-Rheinländers, der Ständigen Vertretung, kurz StäV, in Mitte. In der selbst ernannten „Brücke zwischen Rhein und Spree“ findet man seit 1997 rheinische Spezialitäten in fester und flüssiger Form. Und Karneval doch sicher auch, so meine Vermutung.

Beim Eintreffen die Ernüchterung: Die Vorstellung auf ein überfülltes Lokal mit partywütigen Indianern, Teufeln, Matrosen und anderen Kostümierten zu treffen, zerschlägt sich beim Anblick des leeren Raums. Zwei Männer am Tresen und der Kellner bilden die Gesellschaft an diesem Rosenmontagmorgen. Auf einem Fernseher wird lautlos die WDR-Liveschaltung des Rosenmontagzugs in Köln übertragen, aus den Lautsprechern ertönt leise Karnevalsmusik.

Die einzigen Gäste an diesem Morgen entpuppen sich als die DJs, die in der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg bereits die Weiberfastnachtparty musikalisch betreut haben. „Früher wurde hier in der StäV Karneval gefeiert. Aber es wurde zu voll, weswegen vor einigen Jahren ausgewichen werden musste“, erzählt mir Helmut bzw. DJ Helle bei einem Kölsch.

Textsicher bei Karnevalsliedern

„Karnevalspartys kommen auch in Berlin unglaublich gut an, der Laden (das Soda) war am Donnerstag knackenvoll. Nicht nur mit Rheinländern, auch sehr viele Berliner feiern gerne und ausgiebig Karneval, natürlich auch verkleidet“, sagt Helmut. Besonders beeindruckt ist er von der Textsicherheit der feierwütigen Hauptstädter bei Karnevalsliedern: „Da sitzt jede Strophe. Man vergisst völlig, dass man gerade in Berlin ist. Die Party hier steht denen in Köln in nichts nach“, betont der gebürtige Rheinländer, während er mit einem Handyvideo von Donnerstagnacht die Partywütigkeit der Gäste unter Beweis stellt.

Karneval in Berlin ist also bedingt möglich. Wer sich gerne verkleidet, Kölsch trinkt und auf Karnevalslieder das Tanzbein schwingt, wird in Berlin vereinzelt fündig. Neben der StäV organisiert auch die Landesvertretung NRW in Tiergarten eine jährliche Karnevalsparty, ebenso das Gaffel-Haus in Mitte. Das verstärkte Heimweh zu dieser Zeit kann ein Rheinländer also auch durchaus vor Ort mit einem Besuch einer dieser Partys entgegenwirken.

Für einen Rosenmontagszug allerdings muss man dann doch (noch) gen Westen ziehen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.