Geburtshilfe in Berlin: Gebären soll leichter werden

Runder Tisch verkündet Maßnahmen für „gute und sichere Geburt“ – etwa bessere Arbeitsbedingungen für Hebammen und mehr Geld für Kreißsäle.

Immer mehr Kinder werden in Berlin geboren, also braucht es mehr Hebammen Foto: dpa

Mit einem Aktionsprogramm „Für eine gute und sichere Geburt in Berlin“ sollen Engpässe in Geburtskliniken bald der Vergangenheit angehören. Dafür hat der Runde Tisch Geburtshilfe von Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) zehn Maßnahmen beschlossen, die am Freitag vorgestellt wurden. So soll unter anderem die Zahl der Ausbildungsplätze für Hebammen bis 2020 um 130 auf 332 erhöht werden. Zudem gibt der Senat 20 Millionen Euro für den Ausbau von Kreißsälen aus. „Werdende Eltern sollen jederzeit das Gefühl haben, sicher und gut betreut zu werden“, sagte Kolat.

Seit Jahren steigen die Geburtenzahlen in Berlin. 2016 war mit 42.000 bisheriger Rekord, 2017 waren es nur 500 ­weniger. Gleichzeitig mehren sich Berichte, dass werdende Mütter von Kliniken wegen voller Kreißsäle oder fehlender ­Hebammen abgewiesen werden. Kolat hatte daher im Herbst den Runden Tisch eingerichtet. Teilnehmer sind die 19 Geburtskliniken, Hebammenverband, Kassen, die Patien­tenbeauftragte, Ausbildungsschulen und Elternvertreter.

Die Hebammen sollen durch eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zurück in die Kreißsäle gelockt werden. So wollen sich die Kliniken um eine Entlastung von „arbeitsfremden Tätigkeiten“ wie Putzen und eine „Kultur der Wertschätzung“ bemühen. Zudem wollen sie „nach Wegen suchen, wie sie Beleghebammen bei den Haftpflichtprämien entlasten“, heißt es in der Pressemitteilung. Wegen dieser stetig steigenden Prämien für freiberufliche Geburtshelferinnen betreuen immer weniger von ihnen Geburten.

Kolat will sich zudem mit einer Bundesratsinitiative für eine bessere Personalausstattung an Pflegepersonal in Kliniken einsetzen. „Dies muss auch für Hebammen auf Geburtsstationen gelten“, so die Senatorin. Die Hebammen fordern eine 1:1- bis maximal 1:2-Betreuung in Kreißsälen, sagte die Vor­sitzende des Berliner Hebammenverbands, Susanne Rinne-Wolf.

Akademische Hebammenausbildung

In Berliner Krankenhäusern gibt es 300 Vollzeitstellen für Hebammen, davon sind etwa 24 unbesetzt. Dazu kommen 100 freie Beleg-Hebammen. Insgesamt sind in Berlin laut Rinne-Wolf 750 Hebammen registriert. Die meisten arbeiteten teils angestellt, teils frei.

Als weitere Maßnahmen kündigte Kolat an, dass Charité und Vivantes in die akademische Hebammenausbildung einsteigen wollen, wie sie die Evangelische Hochschule Berlin bereits anbietet. Zudem soll eine digitale Plattform – finanziert aus Lottomitteln – die Vermittlung von Hebammen an werdende Mütter erleichtern.

Entlastung von „arbeitsfremden Tätigkeiten“ wie Putzen

Auch die Kliniken sollen sich besser vernetzen: mit dem „digitalen Versorgungsnachweis Ivena“ sollen Kreißsaalkapazitäten „in Echtzeit“ für Rettungswagen und Kliniken zur Verfügung stehen. Dies werde wohl schon ab April möglich sein, erklärte Michael Abou-Dakn, Chefarzt an Deutschlands größter Geburtsklinik St. Joseph in Tempelhof.

Über das zusätzliche Geld für Kreißsäle war er „voller Freude“. Seine Klinik plant den Ausbau von sieben auf zehn bis elf Kreißsäle, um die Zahl der Geburten von derzeit rund 4.100 um 1.000 zu erhöhen. „Genau beziffern kann man das aber nicht“, so Abou-Dakn. Geburten seien ja nicht 100 Prozent planbar. Ende des Jahres will der Runde Tisch prüfen, wie weit die Umsetzung des Plans läuft.

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