Twitter-Eskapaden von AfD-Mann Maier: Rassismus? In Deutschland doch nicht!

Der AfD-Politiker Jens Maier twittert rassistisch über Noah Becker, dann zieht er zurück. Ein Eigentor hat er trotzdem geschossen.

Portrait von Noah Becker

Der 23-jährige Musiker und Künstler Noah Becker lebt in Berlin Foto: dpa

Die AfD ist zwar keine Fußballmannschaft, sondern eine politische Partei im Bundestag. Trotzdem ist sie Weltmeisterin darin, Eigentore zu schießen. Jüngst stellte der sächsische AfD-Politiker Jens Maier auf Twitter sein Talent unter Beweis, indem er auf einen Rassismusvorwurf mit einem rassistischen Tweet antwortete.

Provoziert fühlte Maier sich durch ein Interview der Zeitschrift Emotion mit Noah Becker, Sohn des Ex-Tennisspielers Boris Becker, in dem er unter anderem über Rassismus in Deutschland sprach. Im Vergleich zu Städten wie London oder Paris sei Berlin außerdem eine weiße Stadt. Der 23-jährige Musiker und Künstler erzählte dabei auch von seinen Erfahrungen mit rassistischen Angriffen.

Rassismus? In Maiers Deutschland doch nicht! Um seinem Widerspruch gegen diesen Vorwurf mehr Wumms zu verleihen, antwortete Maier – mit einem rassistischen Tweet. Und bestätigt damit alles, was Becker kritisiert hat. Darin beleidigt der sich selbst als „der kleine Höcke“ bezeichnende Politiker Becker als „Halbn****“, dem „einfach zu wenig Beachtung geschenkt worden zu sein [scheint]“.

Same Shit, Different Day

2018 zählt gerade mal vier Tage und es gab bereits mindestens drei extrem rassistische Tweets von bekannten AfD-Politiker_innen. Die volksverhetzenden Einträge von Beatrix von Storch und Alice Weidel löschte Twitter, Maiers Tweet wurde von ihm selbst entfernt. Er behauptet nämlich, das Posting über Noah Becker sei von seinem Mitarbeiter verfasst worden und entschuldigt sich für ihn. Dem Verantwortlichen drohen vermeintliche Konsequenzen. Was für welche das sein werden und um welchen Mitarbeiter es sich dabei handelt, verrät er nicht.

Dass es im 21. Jahrhundert Jobs für Leute gibt, die es angemessen finden, Schwarze Personen mit dem N-Wort zu diffamieren und sie dadurch zu entmenschlichen, ermöglicht der AfD-Einzug im Bundestag und in den Landtagen. Rassistische Äußerungen wie diese überraschen so kaum noch – was erwartet man auch von einer rechten Partei?

Jens Maier mag diesen Tweet zurückgezogen haben, doch sind rechte Parolen aus seinem Mund keine Seltenheit. Vor diesem Hintergrund erscheint auch seine Entschuldigung eher unglaubwürdig. Bevor er letzten Herbst in den Bundestag zog, arbeitete er als Richter am Zivilgericht. Mit seinen Äußerungen – etwa über einen vermeintlichen deutschen „Schuldkult“ und der “Herstellung von Mischvölkern“ durch Migration – verstieß er allerdings gegen das Mäßigungsgebot für Richter_innen. Sogar die AfD leitete ein Ausschlussverfahren gegen Maier ein, doch dieses wurde nach Frauke Petrys Abgang eingestellt.

Der Parteichef Alexander Gauland äußerte sich über den Tweet und sagt, solche Diffamierungen seien nicht sein Stil. Damit kehrt er in das typische Muster der AfD, in dem die Mitglieder sich von einander pseudomäßig distanzieren, ohne sich tatsächlich zu verurteilen. Seine Geste vertieft den Graben innerhalb der Partei, der sich zwischen dem rechtsextremen Flügel um Björn Höcke und einem gemäßigteren Teil abzeichnet, dennoch nicht: Sowohl Gauland als auch Maier sind dem Rechtsaußen zuzuordnen.

Zweites Eigentor

Noah Becker will juristisch gegen Maiers Äußerung vorgehen. Sein Anwalt Christian-Oliver Moser bestätigt dies und kündigt an, straf- und zivilrechtliche Schritte gegen den rassistischen Tweet zu ergreifen. Als ehemaliger Richter am Zivilgericht wäre dies mindestens das zweite Eigentor für Jens Maier.

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