Übertragung der WM-Auslosung: Maria, zieh dir bitte etwas an!

Im Iran machen sich Fußballfans Sorgen über die Kleidung der Moderatorin zur WM-Auslosung. Doch was sie trägt, entscheidet die FIFA.

Eine Frau macht ein Selfie von sich - umgeben von mehreren Menschen und einem Maskottchen der WM 2018

Maria Komandnaya macht ein Selfie – wohl noch in selbst von ihr ausgesuchter Kleidung Foto: reuters

„Ich bitte dich, trag ein angemessenes Kleid am Freitag“, „Verzichte bitte auf einen tiefen Ausschnitt“. Zig Kommentare dieser Art finden sich unter den Instagram-Bildern von Maria Komandnaya. Dass Menschen, hauptsächlich Männer, die Kleidung von Frauen beurteilen, ist nichts Neues. Doch was ist der Grund für den Wunsch nach nicht zu freizügiger Kleidung unter Komandnayas Instagram-Posts?

Maria Komandnaya ist die erfolgreichste Sportjournalistin Russlands. Gemeinsam mit dem britischen Ex-Fußballer Gary Lineker wird sie am kommenden Freitag die Fußball-Weltmeisterschafts-Auslosung moderieren. Die Zeremonie aus dem Kreml-Palast wird live im Fernsehen ausgestrahlt – in aller Welt. So auch auf dem iranischen Staatssender Irib.

Wenn eine Frau nach der Bewertung des Senders nicht züchtig genug gekleidet ist, wird die Fernsehübertragung jedoch unterbrochen. Das wäre nicht das erste Mal. Bei der Auslosung 2005 in Leipzig trat das Model Heidi Klum in einem bodenlangen, tief ausgeschnittenen Kleid auf. Im Iran wurde die Sendung nicht live, sondern zeitversetzt ausgestrahlt, so dass die Szenen mit Klum zensiert werden konnten. Bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien, sahen die Zuschauer*innen im Iran minutenlang bloß ein schwarzes Bild währenddessen Sambatänzer*innen performten.

Die Frau als Produkt

Iranische Medien berichten, dass tausende iranische Fans Komandnaya in den sozialen Netzwerken gebeten haben, sich dezent anzuziehen. Diese soll das auch versprochen haben. Inzwischen ist auf dem Instagram-Kanal eine Diskussion entstanden. Während einige sich für ihren Entscheidung etwas dezentes zu tragen als Respekt vor dem Iran bedanken, fordern andere, dass sie sich „besonders sexy“ anziehen sollte. Als Zeichen für alle Frauen, Weiblichkeit nicht verstecken zu müssen.

Doch das Problem ist, Komandnaya sucht sich nicht selbst aus, was sie am kommenden Freitag Abend tragen wird. Die Fifa entscheidet das. Ihr Ziel dürfte nun aber weder sein, die Kultur des Iran zu achten oder Weiblichkeit zu feiern, sondern vor allem das viele Menschen die WM-Auslosung sehen werden.

Denn durch die Vermarktung der von ihr organisierten Männer-Fußball-WM erwirtschaftet die Fifa fast ihren gesamten Umsatz. Und je mehr Menschen die Auslosung, Spiele und Berichterstattungen sehen, desto mehr Geld gibt es von den Werbenden. Die Rechnung der Fifa wird also eher so lauten: schadet es uns mehr, wenn iranische Zuschauer*innen nicht zuschauen können? Oder: hält es andere Zuschauer*innen vor den Fernsehern, wenn Frauen in „sexy Kleidern“ zu sehen sind?

Am Ende ist die Frau, in diesem Fall die Sportjournalistin Komandnaya, wieder nur ein Produkt, das von der Fifa gewinnbringend eingesetzt werden soll. Besser wäre es doch Komandnaya selbst die Wahl zu lassen, was sie tragen möchte. So könnte sie entscheiden, worauf sie Rücksicht nehmen möchten und durch ihre Kleidung ein eigenes Zeichen setzen.

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Ressortleiterin bei taz zwei - dem Ressort für Gesellschaft und Medien. Schreibt hauptsächlich über intersektionalen Feminismus, (digitale) Gewalt gegen Frauen und Popphänomene. Studium der Literatur- und Kulturwisseschaften in Dresden und Berlin. Seit 2017 bei der taz.

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