Kommentar Klimagipfel in Paris: Lohnender Champagner

Klimaschutz braucht eine weltweite Allianz von Weltrettern, Zukunftsgläubigen und Geldverdienern. Emmanuel Macron hat das begriffen.

Eine Reihe Sektgläser

Setzt auch Kohlendioxid frei Foto: dpa

Der französische Präsident Emmanuel Macron weiß, wie man sich als Klimaretter verkauft. Da versammelt er zum zweitem Jahrestag des Pariser Abkommens mit großem Trara die Staatschefs um sich. Da inszeniert er sich als Anti-Trump, der „make the planet great again“ fordert und die Klima-Wissenschaftler der Welt (mit deutscher Hilfe) nach Europa einlädt. Da verkündet er mit großer Geste, Frankreich werde aus der Kohle aussteigen, auch wenn das Land praktisch gar keine Kohle mehr hat. Und da verkündet er auf der Klimakonferenz in Bonn unter großem Beifall, die EU werde den UN-Klimarat IPCC finanzieren – auch wenn Deutschland dafür viel mehr Geld auf den Tisch legt, ohne dass jemand klatscht.

Man kann das Schaumschlägerei nennen. Denn auch Frankreich ist klimapolitisch kaum Vorreiter. Das Land ruht sich auf seinen maroden Atomkraftwerken aus, die ihm Strom mit geringem CO2-Ausstoß liefern. Ansonsten hängen unsere Nachbarn bei Verkehr, Haushalten, Industrie oder Landwirtschaft genauso am Öl wie wir.

Aber Macron hat anders als Merkel begriffen, dass Klimapolitik auch von Symbolen und Stimmungen lebt. Deshalb ist die Einladung nach Paris das richtige Signal: eine Party mit allen, die sich der Verantwortung und der Zukunftsmärkte bewusst sind. Und weil aus Visionen erst Windparks werden, wenn das Geld fließt, bringt Macron Konzerne, Bundesstaaten und Städte zusammen. Das ist genau, was der Klimaschutz braucht: eine weltweite Allianz von Weltrettern, Zukunftsgläubigen und Geldverdienern, die Lust haben auf grüne und saubere Technik.

Dazu braucht es nicht nur Kapital und Technologie (die wir im Überfluss haben), sondern Mut und politischen Willen. Wenn Macrons Gipfel dazu beiträgt, dass immer mehr EntscheiderInnen begreifen, dass am Klimaschutz kein Weg vorbeiführt, haben sich die Spesen für den Champagner an der Seine allemal gelohnt.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.