Kobaltförderung eingeschränkt: Kupferstreit im Kongo

Chinas Bergbaukonzern Sicomines darf keine unverarbeiteten Erze mehr aus dem Land ausführen. Nutzt oder schadet das dem Kongo?

Zwei schwer Bewaffnete

Milizen sichern militärisch ein Kupfergebiet, Nord-Kivu, Kongo, 2008 Foto: dpa

BERLIN taz | Die Demokratische Republik Kongo ist der weltgrößte Förderer von Kobalt, einem Nebenprodukt der Kupferförderung, unverzichtbar bei der Batterieherstellung in der Elektronikindustrie. Die 80 Millionen Kongolesen haben von ihrem „blauen Erz“ wenig außer Schmutz und Ausbeutung.

Daran ist die Regierung von Präsident Joseph Kabila nicht ganz unschuldig – doch nun geht sie in die Offensive gegen Misswirtschaft: Sicomines, die größte chinesische Firma im Kongo und eines der wichtigsten Unternehmen im Bergbaurevier von Katanga, darf keine unverarbeiteten Kupfer- und Kobalterze mehr ausführen.

Die Behörden dürften keine Sicomines-Exporte außer von verarbeitetem Kupfer und Kobalt mehr zulassen, schrieb Bergbauminister Martin Kabwelulu dem Unternehmen am 11. September. Bekannt wurde das Schreiben erst am 9. Oktober, auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Der Brief zog den Stopp von 112 Lastwagen voller Erze nach sich.

Ein Durchbruch? Nicht ganz. Offiziell dürfen unverarbeitete Kupfer- und Kobalterze schon seit 2013 den Kongo nicht mehr verlassen. Dass es trotzdem geschieht, hat damit zu tun, dass es zu wenig Strom gibt, um die Fördermengen innerhalb des Landes zu verarbeiten. Kongo soll dieses Jahr 1,05 Millionen Tonnen Kupfer fördern – ein Rekord – und 16.619 Tonnen Kobalt. Gemessen wird dabei üblicherweise Kupferkonzentrat, also das von Fremdstoffen und anderen Mineralien befreite Kupfererz, aus dem dann später per Elektrolyse Kupferkathoden hergestellt werden.

Kongo am Rande des Bankrotts

Für Kongo ist es gewagt, sich mit Sicomines anzulegen. Die Sino-Congolaise des Mines ist das Herzstück des größten China-Deals in Afri­ka: eine 10-Milliarden-Dollar-Vereinbarung aus dem Jahr 2007, wonach China im Kongo Mineralien fördern darf und im Gegenzug Infrastruktur baut, wobei laut Kritikern die Mineralien viel mehr wert sind als die Infrastruktur.

Sicomines als Mineralienförderer entstand als Joint Venture zwischen Chinas staatlicher Baufirma Sinohydro, Chinas staatlichem Eisenbahnunternehmen CREC und Kongos staatlicher Bergbaufirma Gécamines.

Probleme tauchten auf: Sicomines musste Strom aus Sambia importieren, was die Kosten explodieren ließ, und als seine Förderung 2015 begann, erwiesen sich die Minen als weniger ertragreich als versprochen. Sicomines produziert ein Viertel des Kupferkonzentrats im Kongo, aber nur ein Zwanzigstel der Kupferkathoden, verarbeitet also weniger, als es fördert – so fahren Lastwagen voller Erze aus Kongo nach Sambia. Und seltsamerweise deklarieren die Chinesen gar keine Kobaltexporte, obwohl es im Kongo kein Kupfer ohne Kobalt gibt.

Fraglich ist, ob Kongos Staat, der am Rande des Bankrotts und der internationalen Isolation torkelt, sich einen Streit mit einem seiner letzten internationalen Verbündeten leisten kann. Aber ein möglicherweise erwünschter Nebeneffekt: Seit Montag zeigen die Kupferpreiskurven an den internationalen Rohstoffbörsen steil nach oben.

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