„Mehr Diskussion von unten“

Die drei Fragezeichen

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Marco Bülow, Jahrgang 1971, ist Journalist und Direktkandidat der SPD in Dortmund. Er sitzt seit 2002 im Bundestag und ist bekennender Querdenker.

1 Herr Bülow, Sie haben den Aufruf „SPD erneuern!“ gestartet. Warum?

Marco Bülow: Alle sagen, es gebe kein „Weiter so!“. Dabei läuft es wie immer: Nach einer verlorenen Wahl wird sofort verkündet, wer welche Positionen besetzt; und das, bevor eine vernünftige Analyse vonstatten geht, Kritik geübt oder ein Konzept für die Zukunft entworfen wird. Aber man darf nicht darauf warten, dass eine Erneuerung von oben kommt. Die muss jetzt von der Partei, von der Basis, von den Mitgliedern ausgehen.

2 Gibt es ab einer bestimmten Anzahl Unterschriften Konsequenzen?

So kann man das nicht sagen, erst mal suchen wir Gleichgesinnte. Dann sehen wir, ob daraus eine Bewegung innerhalb der Partei entsteht. Ich finde, man sollte Streit und Diskussion wieder zulassen: von unten. Und nicht so, dass eine kleine Clique alles beherrscht. Das Schlimmste ist ja, dass die – ich nenne sie mal einige „alte Männer“, die vormals in der Verantwortung standen – jetzt behaupten, sie hätten es gewusst. Dabei war’s nicht Martin Schulz, der alles kaputt gemacht hat, sondern die, die seit zwölf Jahren am Ruder sind.

3 Sie schreiben, dass die SPD personell Verantwortung übernehmen muss. Bezieht sich das auch auf den Parteichef?

Ich würde Schulz zunächst in Schutz nehmen. Aber er muss jetzt die Partei erneuern. Das geht nicht, wenn man sofort entscheidet, wer Fraktionschefin wird. Das finde ich nicht in Ordnung. Diese Kritik richtet sich an die Parteiführung, weniger an Andrea Nahles. Ich hätte mir einen Prozess gewünscht, statt typischer Sprüche. Wenn dieser Prozess fehlt, ist das für mich nicht glaubwürdig.

Interview Antonia Groß