Kundenzentrum zieht um: St. Pauli macht dicht

Das Kundenzentrum St. Pauli wird voraussichtlich in einem Jahr geschlossen. Es soll dann mit ins zukünftige Bezirksamt im ehemaligen Axel-Springer-Gebäude

Wahrscheinlich das schönste Kundenzentrum Hamburgs: Das Gebäude auf St. Pauli wurde 1841 als Israelitisches Krankenhaus errichtet Foto: Miguel Ferraz

Nur zögerlich reden die MitarbeiterInnen des Kundenzentrums St. Pauli darüber – sie fürchten um ihre Jobs. Aber wenn KundInnen nachfragen, sagen die MitarbeiterInnen ihnen schon, dass das Kundenzentrum bald geschlossen wird. Gut findet das niemand im Team, und auch die meisten StadtteilbewohnerInnen dürften nicht begeistert sein.

Voraussichtlich Ende Mai 2018 plant der Bezirk Mitte, das Kundenzentrum dicht zu machen und es in das ehemalige Axel-Springer-Gebäude in der Caffamacherreihe umzusiedeln. Dorthin sollen auch das zentrale Kundenzentrum Mitte, das bisher an der Steinstraße ist, sowie das ganze Bezirksamt Mitte umziehen, das sich noch in den Cityhäusern befindet, deren Abriss aber beschlossene Sache ist.

Der neue Standort in der Caffamacherreihe ist so nah am Kundenzentrum St. Pauli, dass sich der Erhalt dort nicht lohnen würde, sagt Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD). „Das sind mehrere hunderttausend Euro Miete, die man auch anders ausgeben kann.“ Am Betrieb des Kundenzentrums liege es nicht: „Wir haben auf St. Pauli ein hoch leistungsfähiges Kundenzentrum“, sagt Droßmann. Das merkt man: Die Atmosphäre vor Ort ist gut, alle sind freundlich. Aber das Gebäude gehört einem privaten Vermieter. Dass die Stadt weiterhin Miete zahlt, wenn das Springer-Gebäude, das der Stadt gehört, so nahe ist, könne Droßmann nicht verantworten. Was nach dem Auszug des Kundenzentrums aus dem historischen Gebäude auf St. Pauli wird, ist noch unklar.

Unabhängig vom Standort St. Pauli plant die Stadt eine größere Umstrukturierung der Bezirksämter mitsamt der Kundenzentren. Das hat die Bürgerschaft Anfang des Jahres auf Initiative der rot-grünen Fraktion beschlossen. Vorgesehen ist unter anderem die Zentralisierung der Terminvergabe und der Personalentscheidungen, außerdem die Schließung von Standorten, die ineffizient sind, weil dort nur zwei oder drei MitarbeiterInnen arbeiten. Davon betroffen sind die Kundenzentren Finkenwerder, Wilhelmsburg und Walddörfer in Wandsbek. In Finkenwerder und Wilhelmsburg sollen stattdessen „mobile Außenstellen“ entstehen. Das heißt, dass ein Stab von acht MitarbeiterInnen jeweils ein Mal pro Woche nach Finkenwerder und zwei Mal nach Wilhelmsburg fährt um dort Anträge entgegenzunehmen, Reisepässe auszustellen und ähnliches.

Der Deutsche Beamtenbund, die Gewerkschaft der BeamtInnen, sieht die Pläne zur Umstrukturierung kritisch. Vor allem in einem Punkt übte der Vorsitzende des Hamburger Landesverbandes, Rudolf Klüver, Kritik: Der Plan sieht vor, die Öffnungszeiten des neuen Bezirksamts durch Schichtdienst und Samstagsarbeit auszuweiten. Die Gewerkschaft sei in Verhandlungen mit der Stadt, um das zu verhindern, sagte Klüver. Auch die Schließung des Kundenzentrums St. Pauli sieht er kritisch: „Da arbeitet ein tolles Team und es funktioniert alles“, sagte er. „Die Schließung finde ich nicht so witzig.“

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