Kreativer Protest in Hamburg: Ein Spiegelbild der Gesellschaft

Die Kunstperformance „1.000 Gestalten“ möchte die Gesellschaft im Vorfeld des G20-Gipfels auf ihre Verkrustung hinweisen.

Grau angemalte Menschen laufen durch die Stadt

Die lehmüberzogenen, silberfarbenen „1.000 Gestalten“ bewegen sich mechanisch Foto: Miguel Ferraz

Es wirkt wie eine Szene der Zombieserie „The Walking Dead“: Die „1.000 Gestalten“, Protagonist*innen eines der künstlerischen Proteste gegen den G20-Gipfel, zeigen am Mittwoch ihre Performance. Ausgehend vom Burchardplatz in Hamburg wollen sie das „Symbol einer solidarischen und offenen Gesellschaft“ sein. Auch wenn der erste Blick apokalyptische Assoziationen auslöst.

Die lehmüberzogenen, silberfarbenen Gestalten bewegen sich mechanisch und hören sich auch so an: Ein Klicken begleitet ihren langsamen Gang. Wie das Geräusch, das entsteht, wenn man auf eine kleine Metallbüchse drückt.

Ein Kollektivmitglied, das nicht namentlich genannt werden will, sagt: „Dieses kalte, technische Geräusch symbolisiert das Getriebensein.“ Ein Gefühl, das in unseren verkrusteten gesellschaftlichen Prozessen allgegenwärtig sei. Gleichzeitig sei das Klicken auch eine Art der Kommunikation: Herrschaft mit Emanzipationspotenzial also. Ein janusköpfiger Zustand, dessen weiterer Verlauf ungewiss ist.

Es ist nicht der erste Auftritt der „1.000 Gestalten“. Schon am 17. Juni waren sie unterwegs. „Eine Delegation“, wie ein Kollektivmitglied in Gipfelrhetorik sagt, sei damals am Rathaus, an der Binnenalster und in der Mönckebergstraße unterwegs gewesen. Eine Mutter habe zu ihrem verwirrten Kind gesagt: „Das sind keine Zombies. Das steht für unsere Gesellschaft.“ Einer der Veranstalter freut sich über diese Beobachtung und ergänzt: „Ein Sinnbild einer Gesellschaft, die kapituliert“. Die Menschen sollten denken: „Was hat das mit mir zu tun?“

Am 7. und 8. Juli treffen sich in Hamburg die Staatschefs der größten Industrie- und Schwellenstaaten zum G20-Gipfel. Die taz berichtet dazu in einem laufend aktualisierten Schwerpunkt und ab dem 1. Juli mit täglich 8 Sonderseiten.

In verschiedene Richtungen bewegten sich die Gestalten vom Startpunkt ihrer Performance aus. Versammelt an einer Straße um die Ecke wurde das Klicken leiser – und sie begannen miteinander zu reden, wie ganz normale Menschen: Der Beginn einer Transformation, einer „Entkrustung“, die von einer der Gestalten ausging und sich auf alle verbreitete. Vielleicht der Beginn eines solidarischen Miteinanders – mit Bewegungen, die fließender, und Geräuschen, die bunter sind.

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