Ausstellungsempfehlungen für Berlin: Gedruckte Malerei

Marieta Chirulescu versetzt die Leinwand aus ihrer Form – zu sehen in der Galerie Micky Schubert. Die taz sprach mit der Künstlerin.

Malerei und Druck gehen in Marieta Chirulescus Werk nahtlos ineinander über: Die Leinwandstruktur einiger Arbeiten, die derzeit bei Micky Schubert zu sehen sind, ist per Tintenstrahldruck auf den Bildträger aufgetragen. Es geht bei Chirulescus digitaler und analoger Malerei allerdings weniger darum, zu identifizieren, was nun gedruckt, kopiert oder mit Pigment oder Gouache gemalt ist.

Sie ist vielmehr eine Einladung, sich von einer konventionellen Sortierung der Bildproduktion zu lösen. Malerei ist bei Chirulsecu immer auch Copy Art, the art of copying eben, die aber nicht in der genauen Reproduktion von Gegenständen liegt, sondern im Aufnehmen bestimmter, teils mikroskopischer Elemente einer Bildinformation.

Die aktuelle Ausstellung enthebt allerdings nicht nur den Inhalt des Bildträgers der Gewissheit, sondern auch seine Form. Chiruslescu erprobt, wovor viele zurückschrecken: Sie schrägt die Malgründe an den Seitenflächen an und gibt das Rechteck auf. Unwillkürlich erscheinen die Bilder als skulpturale Objekte – noch so eine Sehgewohnheit.

Einblick (675): Marieta Chirulescu, Künstlerin

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Marieta Chirulescu: Eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau über Höhlenmalerei im letzten Jahr: „Kunst der Vorzeit – Felsbilder aus der Sammlung Frobenius“. Dort waren Bilder von Höhlenmalereien zu sehen, die Künstler*innen im Rahmen verschiedener Forschungsreisen zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor Ort anfertigten, indem sie diese in Originalgröße abmalten.

Di.–Sa., 12–18 Uhr

Bis 22. 7.

Genthiner Str. 36

Interessant dabei für mich: Wo verortet man diese Arbeiten, als eigenständige Kunstwerke, Kopien, wissenschaftliche Aufzeichnungen oder archäologische Zeugnisse? Es sind Bilder von Bildern, deren Status sich über die Zeit und je nach Kontext und Blickwinkel verändert. Eine sehr interessante Ausstellung, jedoch leider nicht optimal präsentiert. Sie hätte viel großzügiger arrangiert werden können.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen?

Das ist ein bisschen eingeschlafen bei mir. Ich war länger weg aus Berlin, aber vielleicht jetzt wieder, wenn der Sommer kommt.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag?

Marieta Chirulescu (*1974 Sibiu Rumänien, lebt und arbeitet in Berlin. Zahlreiche internationale Einzel- und Gruppenausstellungen, unter anderem:2016 Pale Fire, Kurimanzutto, Mexico Citiy; 2016 Image Support, Kunsthalle Bergen, Bergen; 2014 Kunsthalle Lingen, Lingen; 2013 Malerei im Raum, Museum Folkwang, Essen; 2012 Minimal Myth, Museum Bojmans Van Beuningen, Rotterdam; 2011 Werke aus der Sammlung Martin, Neues Museum Nürnberg; 2010 Kunsthalle Basel, Basel

Zurzeit mehrere. „Soldaţii“ von Andrei Schiop, einem jungen rumänischen Autor. Ich bedauere es sehr, dass ich das Buch so schnell gelesen habe – es hat mich sehr beeindruckt. Leider ist es noch nicht übersetzt und wahrscheinlich auch schwierig zu übersetzen, da es sehr von seiner Sprache, dem Slang eines Armenviertels in Bukarest, lebt.

Sonst liegt immer ein Stapel Bücher bei mir, in denen ich parallel lese: Gerade wieder Susan Sontags „Kunst und Antikunst“, ein Katalog über das Werk von William Copley, Pieter Bruegels „Die Zeichnungen“ und zwei Bücher über Luis Barragan, einen mexikanischen Architekten.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Eine Ausstellung in der Galerie Joseph Tang in Paris im Juni.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Das Frühstück. Ich habe immer großen Hunger, wenn ich aufwache.

Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg immer Donnerstags in der Printausgabe der taz.

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