Freie Fahrt: HVV auf Expansionskurs

Hamburg und Schleswig-Holstein wollen Verkehrsverbund für den ganzen Norden schaffen. Außerdem planen sie größtes deutsches LNG-Terminal

Könnte von der dänischen Grenze bis nach Bremen fahren: Die HVV-Bahn. Foto: dpa

HAMBURG taz | Freie Fahrt zwischen Dänemark und der Lüneburger Heide planen die Länder Schleswig-Holstein und Hamburg. Ein gemeinsamer Verkehrsverbund soll das bisherige Tarif- und Linienwirrwarr ersetzen. Schon Mitte des Jahres sollten erste Vorentscheidungen fallen, kündigte Schleswig-Holsteins Wirtschafts- und Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) am Montag in Hamburg an. „Auch wir haben großes Interesse daran, vor allem die Pendlerverkehre attraktiver zu gestalten“, sagte Hamburgs Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos). Zugleich will er „die Marke HVV erhalten“.

Eine Ausdehnung des Hamburger Verkehrsverbundes (siehe Kasten) bis nach Flensburg und Westerland sei eine wichtige Voraussetzung für umweltfreundliche Mobilität, so die beiden Minister. Für Meyer ist klar, „dass das ganze Land“ davon profitieren soll. Bislang ist nur das nördliche Hamburger Umland Teil des HVV, der vor den Türen von Lübeck, Neumünster und Itzehoe endet.

Noch vor der Landtagswahl am 7. Mai erwartet Meyer ein umfangreiches Gutachten, das Schleswig-Holstein im Dezember in Auftrag gegeben hat. Zu untersuchen sind die Fahrpreise in einem Verkehrsverbund, die Verbesserungen in der Fläche durch mehr Busse und Bahnen sowie die Kosten für Kommunen, Kreise und das Land. Mit den Ergebnissen dieser Studie will Meyer „in die Koalitionsverhandlungen gehen“, kündigte er an. Zweifel an der Fortsetzung der Küstenkoalition aus SPD, Grünen und SSW hat er nicht.

Auf Grundlage des Gutachtens sollten dann auch Gespräche mit Niedersachsen aufgenommen werden, so Horch. Aktuell gehören die Kreise Stade, Harburg und Lüneburg zum HVV, ab kommendem Jahr auch der Kreis Uelzen. Letztlich sei ein HVV-Gebiet vorstellbar von der dänischen Grenze bis nach Bremen und Hannover, so Meyer. Darüber müsse aber zuerst mit der niedersächsischen Landesregierung gesprochen werden.

Perspektivisch steht auch eine HVV-Ausdehnung nach Mecklenburg-Vorpommern zur Debatte. Die drei westlichsten Landkreise und die Hansestadt Wismar sind bereits Mitglied der Metropolregion Hamburg, die Landeshauptstadt Schwerin tritt in zwei Wochen bei. Sie alle haben bereits großes Interesse an einer HVV-Anbindung signalisiert. Das weiß niemand besser als der in Hamburg wohnende und täglich nach Kiel fahrende Meyer: Bevor er 2012 Minister in Kiel wurde, war er Chef der Staatskanzlei in Schwerin – und Pendler.

Rascher realisiert werden dürfte ein zweites Großprojekt von Hamburg und Schleswig-Holstein. Im Sommer soll die Entscheidung fallen über den Bau des nationalen Großterminals für LNG (Liquified Natural Gas, Flüssigerdgas) in Brunsbüttel. Beide Länder wollen Vorreiter sein bei dieser „umweltfreundlichen Energie der Zukunft“, so Horch. Zurzeit liefen Gespräche mit Investoren über das Projekt, das Meyer auf einen „hohen dreistelligen Millionenbetrag“ bezifferte.

Brunsbüttel habe eine „optimale strategisch-geografische Lage“ an Elbmündung und Nord-Ostsee-Kanal, so Horch. Von dort könnten Großunternehmen mit der sauberen Energie versorgt werden. Über ein zweites kleines LNG-Terminal in Hamburg soll der Hafen angeschlossen werden. Hier solle eine Versorgungsbasis entstehen für Schiffe, aber auch für Busse und PKWs. So hat die Hamburger Hochbahn bereits angekündigt, ab 2020 nur noch umweltfreundliche Erdgas-Busse einzusetzen.

„LNG ist die beste Ressource für Schiffe und Kraftfahrzeuge“, sind Horch und Meyer überzeugt. „Wir wollen uns gemeinsam diese strategische Option für die Zukunft sichern.“

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