Kommentar Vergewaltigung in der Türkei: Gottes Wille, Erdoğans Werk

In der Türkei könnte die Regierung Sex mit Mädchen ab 12 Jahren legalisieren. Noch wehrt sich die Gesellschaft. Die Islamisierung schreitet voran.

Frauen protestieren in Ankara

In Ankara gehen Frauen gegen die Legalisierung von Vergewaltigung auf die Straße. Wie lange noch? Foto: ap

Ob ein Staat weltanschaulich neutral oder von einer religiös aufgeladenen Ideologie getrieben ist, sieht man im christlichen und islamischen Kulturkreis vor allem an der Gesetzgebung gegenüber den Frauen.

Fundamentalistische Christen, egal ob Katholiken wie in Polen oder protestantische Sekten wie in den USA, wollen an erster Stelle den Frauen verbieten, eine Schwangerschaft zu beenden. Abtreibung ist des Teufels. In islamistischen Regimes wird das Selbstbestimmungsrecht von Frauen noch weiter eingeschränkt, oft junge Mädchen schon zu legalen Sexualobjekten erklärt.

Ein guter Indikator dafür, wie weit eine Regierung sich bereits zu einem islamistischen Regime entwickelt hat, ist die Legalisierung von Sex mit Minderjährigen, in der Regel minderjährigen Mädchen. Islamisten sind der Meinung, ihre Religion erlaube Sex mit Mädchen, sobald diese ihre erste Periode hatten.

An der Frage der Legalisierung von Sex mit Minderjährigen kann man deshalb in der Türkei derzeit gut abmessen, wie weit Präsident Erdoğan und seine AKP mit dem Projekt der Islamisierung des Landes bereits vorangekommen sind.

Mädchenfeindlichkeit wird gesellschaftsfähig

Lange ging es darum, das Heiratsalter von Mädchen auf 16 Jahre abzusenken. Nachdem dies weitgehend gesellschaftsfähig geworden ist, sollen nun Sex und Heirat von Kindern ab 12 Jahren legalisiert werden.

Zunächst, wie jetzt vorgeschlagen, nur in Einzelfällen und unter besonderen Bedingungen – aber das ist, wie man zuvor schon gesehen hat, nur eine Bresche, die in die allgemeine Ächtung von sexuellem Missbrauch Minderjähriger geschlagen wird, um dann einige Jahre später Sex mit Kindern zur islamischen Normalität zu erheben.

Die letzten Schranken zum Schutz junger Mädchen sollen eingerissen werden

Noch ist die Türkei nicht soweit. Noch wehrt sich ein großer Teil der Gesellschaft vehement dagegen, die letzten Schranken zum Schutz junger Mädchen einzureißen. Doch Erdoğan ist hartnäckig. Was nicht sofort möglich ist, kommt etwas später. Es ist schließlich Gottes Wille.

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