Kommentar Kretschmanns Merkel-Lob: Das schadet nicht nur den Grünen

Ein Jahr vor der Bundestagswahl platzt Kretschmann damit heraus, keine bessere Kanzlerkandidatin als Merkel zu kennen. Das ist tollpatschig.

Winfried Kretschmann und Angela Merkel gehen zusammen zu einer Pressekonferenz

Läuft hinterher: BaWü-Ministerpräsident Winfried Kretschmann Foto: dpa

Winfried Kretschmanns Vorvorvorgänger Erwin Teufel liebte Fusionen. Der Ministerpräsident von der CDU verschmolz in seiner Amtszeit alles, was es im Südwesten so gab: Banken, Energieversorger, Rundfunksender. So entstanden die Landesbank Baden-Württemberg, die Energie Baden-Württemberg und der Südwestrundfunk. Nur eine Fusion wollte der alte Erwin ganz und gar nicht: die von CDU und Grünen. Daran werkelt nun der Winfried.

Ein Jahr vor der Bundestagswahl platzt der Grüne damit heraus, keine geeignetere Kanzlerkandidatin zu kennen als die CDU-Chefin. Angela Merkel selbst hat sich noch gar nicht erklärt, da bestürmt sie der mächtigste Grünen-Politiker. Er sagt nicht nur, dass sie gut ist. Er sagt, dass es niemanden gibt, der oder die besser ist. Sozusagen alternativlos.

Strategisch ist das ziemlich tollpatschig. Denn für die Grünen wäre es wichtig, selbstbewusst in den Wahlkampf zu ziehen. Nicht im Paket mit der CDU. Und nicht als Merkels willenloses Anhängsel. Sondern selbstbewusst mit zwei Machtoptionen: einer schwarz-grünen und einer rot-rot-grünen. So ließe sich dann schon auch schöner über eine Koalition verhandeln.

Ja, bringt es aber nicht Klarheit, wenn alle vorher erfahren, wen sie ins Kanzleramt schicken, wenn sie die Grünen wählen? Vielleicht wäre das so, wenn die Grünen sich einigen. Aber die Linksgrünen werden Merkel nie uneingeschränkt unterstützen. Obwohl Kretschmann das wissen muss, kürt er Merkel mal eben zur grünen Kanzlerkandidatin. Er vertieft die Teilung in Linksgrün und Realogrün, wie die wütenden Reaktionen auf seinen Auftritt zeigen.

Kretschmanns Auftritt ist aber nicht nur mit Blick auf die Grünen falsch. Im Wahljahr 2017 braucht es zwei Machtoptionen. Erst so entsteht eine Konfliktlinie zwischen den etablierten Parteien. Je weniger unterscheidbar die sind – inhaltlich wie personell –, desto leichter hat es die AfD.

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