Derby in Dortmund: „Das war megaharmlos“

In der Bundesliga-Tabelle liegen sieben Plätze zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04. Auf dem Platz aber sieht es anders aus.

Spieler im Zweikampf

Wo ist der Ball? Und wo das Tor? Foto: ap

DORTMUND taz | Es war lediglich eine Feststellung, und diese wurde auch noch von einem Mitarbeiter des eigenen Vereins vorgenommen. Er sprach Roman Bürki auf die – gemessen an den Ansprüchen – schlechte Platzierung von Borussia Dortmund in der Tabelle an. Der Torwart antwortete: „Wir haben keine Krise.“

Die trotzige Reaktion zeigte, welch schwierige Phase der BVB durchmacht, wie immer er sie auch bezeichnen mag. Das 0:0 gegen den FC Schalke 04 war das vierte Bundesligaspiel hintereinander ohne Sieg. Auffällig dabei: In den ersten Halbzeiten spielten die Dortmunder jeweils deutlich schwächer als in den zweiten.

Verletzungen? Die Belastung? Das schwindende Selbstvertrauen? Viele junge Spieler? All diese Gründe taugen wohl ein wenig zur Erklärung, doch letztlich rätseln auch die Dortmunder, was im Monat Oktober mit ihnen los war. Die Bayern sind an der Spitze enteilt, finanziell weitaus schlechter ausgestattete Vereine stehen in der Tabelle vor ihnen. „Das fühlt sich scheiße an“, sagte Mario Götze am Samstag.

Der Nationalspieler fiel vor der Pause kaum auf, erst in der zweiten Halbzeit zeigte er, was er kann. Den einzigen Schuss, den Torhüter Ralf Fährmann halten musste, gab Götze ab. Vor der Pause kam die Borussia nicht mal zum Torabschluss. Das hat es seit 1992 nicht gegeben, seitdem werden die Daten erfasst. „Das war megaharmlos“, klagte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc über eine gruselige Vorstellung in den ersten 45 Minuten.

Schalkes 3-5-2-System

Während der BVB über dieses und jenes, zum wiederholten Mal auch über den Schiedsrichter klagte, feierten die Schalker ihren achten Punkt im neunten Spiel. Gemessen an den Ansprüchen ist das fürchterlich wenig, aber der leidenschaftliche Kampf im Derby, die starke Defensivarbeit im neuen 3-5-2-System und ein paar gute Konter vor der Pause reichten vollkommen für eine glückliche Rückfahrt nach Gelsenkirchen. „0:0. Passt. Wir können weitermachen“, sagte Trainer Markus Weinzierl, der bei seinen Zahlenspielen gerne die Europa League addiert. So ergeben sich fünf Siege und zwei Unentschieden aus den vergangenen sieben Spielen.

Die beiden großen Klubs aus dem Revier trennen sieben Punkte, aber die Stimmung beim schwächeren ist viel besser. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte Kapitän Benedikt Höwedes, der sich als zentraler Verteidiger in der Dreierkette wohler fühlt als am äußeren rechten Ende einer Viererkette. Manager Christian Heidel bilanzierte: „Uns hilft der Punkt, insbesondere in der Hinsicht, dass wir immer mehr an uns glauben.“

Sead Kolašinac

„Die ganze Mannschaft weiß, wie wichtig so ein Derby ist. Da haut man sich natürlich in jeden Zweikampf, das hat jeder im Team getan.“

Stolz verwiesen die Schalker mehrfach darauf, dass sie dem BVB mit „viel Herzblut“ (Höwedes) zu Beginn des Spiels den Schneid abkauften. Sead Kolašinac, einer der heißblütigsten Kämpfer, sagte: „Die ganze Mannschaft weiß, wie wichtig so ein Derby ist. Da haut man sich natürlich in jeden Zweikampf, das hat jeder im Team getan.“

Huntelaars Knie

Sorgen bereitete den Schalkern lediglich Max Meyer, der nach einem Tritt von Sokratis aufs Sprunggelenk ausgewechselt werden musste. „Hoffentlich nichts Schlimmes“, schrieb Meyer bei facebook. Die genaue Diagnose stand gestern bei Redaktionsschluss noch aus. Seit Samstag ist hingegen klar, dass Klaas-Jan Huntelaar wegen einer Knieverletzung mehrere Wochen ausfallen wird.

Zwei Rückkehrer machen dem BVB hingegen Hoffnung auf bessere Ergebnisse in den kommenden Wochen. André Schürrle und Raphaël Guerreiro wurden in der zweiten Halbzeit eingewechselt. Das Dortmunder Spiel gewann dadurch an Tempo und Präzision, aber ein Treffer gelang nicht. Erst zum zweiten Mal unter Thomas Tuchel blieb der BVB in der Bundesliga ohne ein Tor im eigenen Stadion. Der Trainer haderte: „Du bekommst im Fußball nicht immer die Ergebnisse, die du verdienst. Das zehrt natürlich. In der Bundesliga fällt es uns schwer, das fühlt sich zäh an.“

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