Sportförderung in Deutschland: Von der DDR lernen, heißt siegen

Anlässlich der Neuordnung der Spitzensportförderung dokumentiert die taz ein Papier des zuständigen Ministeriums. Vieles darin ist geklaut.

ein Satz Olympiamedaillen an roten Bändern

Gold, Silber, Bronze: davon soll es in Zukunft wieder mehr für Deutschland geben Foto: dpa

Zur Sicherung der Zielstellung ist die Konzentration auf eine bestimmte Anzahl von Sportarten, insbesondere medaillen- und punktintensive Sportarten, erforderlich. Durch eine solche Konzentration können, von der Leitung ausgehend, die Kräfte und Mittel wirkungsvoller eingesetzt werden, um in entscheidenden Sportarten die Überlegenheit gegenüber der Konkurrenz zu sichern und das Weltniveau mitzubestimmen.

Weiterhin kann der notwendige hohe Zuwachs für die wirksam zu fördernden Sportarten zu einem Teil durch Reduzierung und Umsetzung von anderen Sportarten abgedeckt werden. Jene Sportarten, die keine besondere, das normale Maß überschreitende Förderung erhalten können, sind unter den Aspekten ausgewählt, dass sie eine relativ geringere Massenwirksamkeit besitzen bzw. einen so erheblichen materiell-technischen und finanziellen Aufwand erfordern, der es kaum möglich macht, mit der Weltspitze Schritt zu halten.

Zur Absicherung eines erfolgreichen Abschneidens 2020 in Tokio machen sich kurzfristig erhebliche zusätzliche Aufwendungen erforderlich. Unter den im Weltsport führenden Ländern gehört die Bundesrepublik bisweilen zu den Ländern mit geringerer Bevölkerungszahl. Das zwingt uns mehr noch als alle anderen Länder, die gesamte Basis des Sports unter der Jugend zu verbreitern und möglichst lückenlose Talentsichtungs- und -förderungssysteme aufzubauen.

Die materiell-technischen Bedingungen zur Realisierung dieser Aufgaben sind kontinuierlich zu erweitern und zu verbessern. Die Hauptverantwortung für die Leitung und Planung dieses Gesamtprozesses tragen das Innenministerium und das Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen. Dabei werden sie in der materiellen Sicherstellung vom Ministerium der Finanzen und bei der Zurverfügungstellung von Übungsleitern durch den DOSB unterstützt.

Dreistufensystem des Leistungssports

In diesem Zusammenhang werden für die Mehrheit der Kinder und Jugendlichen zusätzlich zum Sportunterricht eine systematische außerunterrichtliche sportliche Betätigung pro Woche organisiert, deren hauptsächlichste Basis die Schulsportgemeinschaften bilden.

Bis 2025 sollen im Sportunterricht der allgemein bildenden Schulen und der Berufsschulen stärkere Elemente des Trainings, in den Hoch- und Fachschulen die Erziehungs- und Ausbildungsprinzipien des Trainings verstärkt angewandt werden. Es wird ein Dreistufensystem des Leistungssports etabliert. Das qualitative Ziel der 1. Vorbereitungsstufe ist es, Anschlussleistungen zum Niveau der Eliteschulen des Sports herzustellen. Das betrifft mindestens 150.000 Kinder. Es sollte möglichst in jedem Kreis mindestens ein Trainingszentrum gebildet werden.

In der 2. Stufe geht es um die Vorbereitung der Leistungssportler. Das umfasst 36.000 Sportler in den Sportklubs und Eliteschulen. Es geht um den Anschluss an das Weltniveau. Der Trainingsumfang beträgt idealerweise 16 bis 30 Stunden. In Sportarten mit Trainingsumfängen von 25 bis 30 Stunden sollte die Gesamtschulzeit von zehn auf elf Jahre erweitert werden. Das Ziel der 3. Stufe ist es, die ca. 6.000 Mitglieder der Nationalmannschaften und weiterer Auswahlmannschaften der Sportverbände so vorzubereiten, dass in den zentralen Trainingsstätten dem Welthöchststand entsprechende Bedingungen für die einzelnen Sportarten geschaffen werden.

Wissenschaftliche Trainingsmethodik

Neben der weiteren Erhöhung des Trainingsumfangs ist die Belastungssteigerung durch einen gezielten mehrjährigen Aufbau, die Erhöhung der Intensität und die Veränderung der Periodisierung zu erreichen. Weitere Faktoren zeigen sich in der zunehmenden Individualisierung des Trainings, der optimalen Proportionalität aller Trainingsbestandteile, der Komplexität der Ausbildung oder der Ausnutzung des Höheneffektes. Das verlangt eine wissenschaftliche Durchdringung der Trainingsmethodik und kühnere Trainingsexperimente.

Bestimmte Sportwissenschaftler haben künftig die Aufgabe, den Wiederherstellungsprozesse nach großen Belastungen zu beschleunigen … und auch unterstützende Mittel einzusetzen. Beschlossen wird schließlich die Aufspaltung des Sport in die Fördersektionen Sport I und Sport II. Die Auseinandersetzungen auf sportlichem Gebiet werden sich erheblich verschärfen. Die Bundesrepublik muss zwangsläufig darauf reagieren, um im internationalen Maßstab nicht abgehängt zu werden.

Die großen Ähnlichkeiten zum Sportbeschluss der DDR aus dem Jahr 1969 sind rein zufällig.

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