Friedenspreis des Buchhandels: Stiftungsrat würdigt Carolin Emcke

Die Berliner Publizistin trägt zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden bei. Ab 1999 berichtete sie aus verschiedenen Krisenregionen.

Carolin Emcke

Carolin Emcke beschreibt auf persönliche Art, wie Gewalt und Hass Menschen verändern können Foto: dpa

LEIPZIG epd | Die Berliner Publizistin Carolin Emcke wird mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2016 geehrt. Die 48-Jährige leiste mit ihren Büchern, Artikeln und Reden einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Dialog und zum Frieden, sagte der Vorsteher des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Heinrich Riethmüller, am Freitag in Leipzig. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis wird zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse am 23. Oktober in der Frankfurter Paulskirche verliehen.

Emckes Aufmerksamkeit gelte „besonders jenen Momenten, Situationen und Themen, in denen das Gespräch abzubrechen droht, ja nicht mehr möglich erscheint“, erläuterte Riethmüller. Die Journalistin setzte sich schwierigen Lebensbedingungen in Kriegsgebieten aus und beschreibe auf persönliche Weise, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. „Mit analytischer Empathie appelliert sie an das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden“, sagte der Vorsteher des Börsenvereins. Das Werk Emckes werde somit Vorbild für gesellschaftliches Handeln in einer Zeit, in der Konflikte den Dialog oft nicht mehr zuließen.

Die in Mülheim an der Ruhr geborene Emcke studierte Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und an der Harvard-Universität in den USA. Sie arbeitete von 1998 bis 2006 beim Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ und von 2007 bis 2014 als freie Autorin für die Wochenzeitung „Die Zeit“. Seit Oktober 2014 schreibt sie für die Wochenendausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ eine wöchentliche Kolumne. Ab 1999 bereiste Emcke zahlreiche Krisenregionen und berichtete unter anderem aus dem Kosovo, Afghanistan, Pakistan, Irak, Haiti und dem Gaza-Streifen.

Neben Reportagen, Aufsätzen und Kolumnen veröffentlichte Emcke die Bücher „Von den Kriegen – Briefe an Freunde“ (2004), „Stumme Gewalt“ (2008), „Wie wir begehren“ (2012) und „Weil es sagbar ist. Über Zeugenschaft und Gerechtigkeit“ (2013). Im Oktober wird mit „Gegen den Hass“ eine essayistische Auseinandersetzung mit dem Rassismus, Fanatismus und der Demokratiefeindlichkeit erscheinen. Seit 2004 kuratiert und moderiert sie außerdem die monatliche Diskussionsreihe „Streitraum“ an der Berliner Schaubühne. Die Publizistin wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.

Die Friedenspreisträger werden von einem Stiftungsrat mit einfacher Mehrheit gewählt. Vorschläge dazu kann jeder einreichen. Der Rat setzt sich aus Mitgliedern des Börsenvereins sowie Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft zusammen. Zu den Preisträgern gehören unter anderen der DDR-Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, der Schriftsteller Martin Walser, der Historiker Fritz Stern, der Philosoph Jürgen Habermas und die amerikanische Essayistin Susan Sonntag. Im vergangenen Jahr erhielt der Schriftsteller Navid Kermani die Ehrung.

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