Microsoft übernimmt LinkedIn: Die Nutzer sind stinkfaul

Wütende User wollen ihr Konto löschen – aber passieren wird am Ende nichts. So wie damals bei der Übernahme von WhatsApp durch Facebook.

LinkedIn-Firmenschild

LinkedIn sitzt im kalifornischen Mountain View – und gehört bald zu Microsoft Foto: reuters

Es dauerte keine halbe Stunde, bis in den Foren die ersten besorgten Nachfragen kamen: Microsoft übernimmt LinkedIn – wie werde ich mein Konto los? Wie kann man sichergehen, dass sie die Informationen dann auch tatsächlich löschen? Und zwar alle? Müssen die einen überhaupt informieren, bevor sie die Daten an Microsoft weitergeben?

Wunderbar! Lauter aufgeklärte Menschen, die ihr Nutzungsverhalten hinterfragen, Monopolisierungtendenzen des Marktes kritisch gegenüberstehen und einen Sinn für den Schutz von persönlichen Daten haben und dafür, wer an diesem Schutz überhaupt kein Interesse hat.

Ja, schön wär's. Es ist nicht das erste Mal, dass Nutzer nach einer Übernahme reflexartig erst einmal Kündigungsphantasien in die Welt setzen. Als damals Facebook WhatsApp übernahm, war es genau das gleiche – und da ging es wirklich um sehr persönliche Daten, schließlich wird WhatsApp vor allem für die private Kommunikation genutzt.

Doch genau wie damals wird es auch dieses Mal keine Massenabwanderung von Nutzern geben und die Kündigungsphantasien werden Phantasien bleiben. Denn die Nutzer, die allermeisten zumindest, sind faul. Stinkfaul. Und inkonsequent.

Schöne Theorie

Was der Ökofaktor für den Autokäufer ist, ist der Datenschutz für Internetnutzer. Alles schön in der Theorie. Doch wenn es dann darum geht, welches Auto gekauft, welcher Dienst genutzt wird, ist die Theorie auf einmal ganz weit weg.

Dann landen sie am Ende doch bei dem Fahrzeug mit der beeindruckenden Beschleunigung und dem großen Kofferraum, für das der Verkäufer diese günstige Finanzierung angeboten hat. Also bei GoogleFacebookWhatsAppInstagram. Oder für internationale Kontakte eben LinkedIn.

Weil es so bequem ist. Weil alle Freunde oder Geschäftspartner da sind. Weil man sich dann keine Gedanken um die Nutzungsentscheidung machen muss und doch nicht ganz falsch sein kann, was alle machen. Oder?

Netzwerkeffekt heißt das in der Branche und in der Wissenschaft. Alle gehen dahin, wo alle sind. Weil da alle sind. Die freie Entscheidung, die Frage, will ich da wirklich hin, tritt in den Hintergrund.

Praktisch, denn es wäre ja auch unbequem, sich ihr zu stellen.

Die Kosten trägt der Nutzer

Schließlich gälte es, eine Reihe von Fragen zu beantworten, wie: Was ist die Alternative zum Dienst, bei dem alle sind? Was macht sie besser oder zumindest weniger schlecht? Was sind überhaupt die wichtigen Kriterien? Soll es vor allem bequem sein? Nutzerfreundlich? Möglichst gut abgesichert gegen Überwachung?

Die Kosten dafür, sich nicht entschieden, sondern sich dem Netzwerkeffekt unterworfen zu haben, die trägt am Ende der Nutzer. Klarnamenpflicht bei Facebook. Kostenpflichtige Kanäle bei Youtube. Und ausgiebiges Datensammeln sowieso. Ein Monopolist kann es sich leisten. Den Nutzern sei dank.

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