Offener Brief zu Pestizidflug: Pestizidchen, da kommst Du geschneit

Woanders eingesetztes Gift verbreitet sich unkontrolliert auch auf ihre Felder: Nun wehren sich Öko-Landwirte gemeinsam mit Bio-Firmen.

Ein landwirtschaftliches Nutzfahrzeug auf einem Petersilienfeld

Viel Platz für herumvagabundierende Pestizide: Petersilienfeld Foto: dpa

BERLIN taz | Biolandwirt Stefan Palme hat es selbst erlebt: Seit Jahren ist der Körnerfenchel von seinen Feldern im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin mit zwei Wirkstoffen aus Pestiziden belastet. Dabei nutze der Bauer die chemischen Mittel nachweislich nicht, betont sein Öko-Anbauverband Bioland. Auch in der Nähe seines Hofes werde es von niemandem genutzt.

Der Landwirt kämpft jetzt mit weiteren Biounternehmern mit einem offenen Brief für einen wirksameren Schutz vor verwehten Pestiziden. In der Note an Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schreibt Palme, es bestehe „dringender Handlungsbedarf“.

Mitunterzeichner des Aufrufs sind beispielsweise das Naturkosmetikunternehmen Weleda, der Naturarzneimittelproduzent Salus sowie Herbaria und Sonnentor, die vor allem für ihre Bio-Kräuter bekannt sind.

Pestizide verteilen sich weiträumig

Vor allem geht es dabei um die Herzbizid-Wirkstoffe Pendimethalin und Prosulfocarb. In dem Schreiben beziehen sich die Unterzeichner auf eine Untersuchung des Landesamts für Umwelt in Brandenburg. Darin heißt es: Die Datenlage lasse den Schluss auf „eine unerwünscht weiträumige und anhaltende Verbreitung von insbesondere Pendimethalin in der Umwelt“ zu.

Der Protest der Bio-Unternehmer ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die EU-Genehmigung für diesen Wirkstoff Ende Juli ausläuft, ein Erneuerungsverfahren läuft derzeit.

Nach Angaben von Bioland sind vor allem Kulturen wie Körnerfenchel, Grünkohl, Dill und Petersilie regelmäßig stark sowohl mit Pendimethalin als auch mit Prosulfocarb belastet. Die Werte lägen über dem Grenzwert für Babynahrung von maximal 0,01 Milligramm pro Kilogramm für jeden Wirkstoff. Pech also für die Bauern, deren Abnehmer von ihnen verlangen, dass sie diesen Grenzwert einhalten. Die Belastung habe zur Folge, dass deutsche Erzeuger aus der Produktion zum Beispiel von Körnerfenchel aussteigen müssten, so Bioland.

„Es kann nicht sein, dass deutsche Biobauern den Anbau bestimmter Kulturen einstellen müssen, weil die Behörden bei der Zulassung von Pestiziden versagen“, ließ Herbaria-Geschäftsführer Erwin Winkler mitteilen. Er und seine Mitstreiter fordern nun sofortige Maßnahmen auf nationaler Ebene – unter anderem, Pestizide mit den Wirkstoffen Pendimethalin und Prosulfocarb in Flächenkulturen wie Getreide zu verbieten, wenn es alternative Mittel gebe, die sich nicht so stark verbreiten.

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