Sportvorschau Mai: Schöne Schlacke

Die Monatsvorschau für Mai: Die Kalabums-Rückwärtsrolle, Kloppos Böhmermannismus und ein haariger Zugang beim FC Bayern.

Dirk Schuster, Trainer von Darmstadt 98, im letzten Bundesliga-Heimspiel gegen Ingolstadt

Hofft auf einen größeren Heimvorteil: Darmstadts Bundesligatrainer Dirk Schuster Foto: reuters

Bielefeld, 3. Mai. Arminia, frisch geretteter Zweitligist, wird stolze 111 Jahre alt. „Schade, dass wir nicht zum Rheinland gehören, sonst würden wir heute einen besonders jecken Rosendienstagszug starten“, scherzt mit ostwestfälischer Reinheit Trainer Norbert Meier. Tags darauf wird Schalke 04 schon 112 und wartet damit, wie Borussia Dortmunds Blog Schwatzgelb nachrechnet, „jetzt schon seit 113 Jahren auf einen Meistertitel“.

Bremen, 7. Mai: Die geplante WM in der norddeutschen Kalabums-Metropole mit diversen Wettkämpfen wie der Rolle vorwärts (siehe Monat 4) nimmt Formen an. Der US-Amerikaner Ashrita Furman, Weltrekordler mit 1.330 Purzelbäumen in einer Stunde (3,4 Kilometer Strecke), hat seinen Start in der Kraftdisziplin Deich bergauf angemeldet. Furman ist Rekord-Rekordhalter mit über 200 Eintragungen im Guinnessbuch (unter anderem 10-Kilometer-Sackhüpfen, Unterwasser-Hula-Hoop, Golfballbalancieren). „I will break all Källäbumsrecords“, lässt er wissen. Werder-Fans wollen die WM „mit Abscheu boykottieren“, weil Arturo Vidal (FC Bayern) nach seiner Purzelbaumschwalbe im DFB-Pokal gegen Bremen Schirmherr der Veranstaltung wird.

Darmstadt, 8. Mai. Darmstadt 98 erhöht langfristig die Bundesligachancen. Bei der Renovierung des Stadions Böllenfalltor wird der umstrittene Rasen durch einen Aschebelag ersetzt: „Schöne grobe Schlacke, die auch Könnern alles abverlangt“, heißt es auf der Website. Die Fans freuen sich: „Grüne Teppiche sind fürn Arsch.“

Leipzig, 9. Mai. Nach dem Aufstieg der Rasenballkicker treffen sich die Fangruppierungen der Bundesliga zum Krisengipfel. Sie einigen sich auf einen optimistischen Kompromiss: „Das Leben geht weiter.“

London, 14. Mai. Der Strafantrag von Borussia Dortmund gegen Jürgen Klopp wegen Beleidigung und Erniedrigung der nationalen Kulturinstitution BVB in Tateinheit mit vorsätzlicher Körper- und Seelenverletzung Zehntausender Betroffener schlägt weiter hohe Wellen. „Wie weit darf Fußball gehen?“, fragt Jan Böhmermann in der Sendung „extra 3:4“. David Cameron teilt Angela Merkel mit, er werde der Ausweisung des Trainers nicht zustimmen, und verweist auf „die unabhängige englische Justiz“. Borussenfan und Exkanzler Schröder („Ich kam wie der BVB von ganz unten“) erklärt derweil, er hätte „wegen der Liverpöhler Niedertracht umgehend den Brexit durchgesetzt“.

Basel, 18. Mai. Jürgen Klopp widmet Liverpools Finalsieg in der Europa League gegen Sevilla dem BVB. „Das ist ja Hetzsatire Böhmermann’schen Ausmaßes“, schimpft Dortmunds Chef Recep Watzke.

Moskau, 22. Mai. Rätselhaftes Eishockey: Die nächste WM ist Geschichte, Russland hat souverän und teils haushoch alle Spiele gewonnen, nur ein letztes nicht. Die Slowaken können ihr Glück kaum fassen. Oder sind es die Tschechen? Die Slowenen? Die Tschetschenen? Jedenfalls nicht die Deutschen, die aber tapfer die Vorrunde überlebten.

„Wie weit darf Fußball gehen?“, fragt Jan Böhmermann in der Sendung „extra 3:4“

München, 23. Mai.Cristiano Ronaldo, 31, der überraschende Seniorenneuzugang des FC Bayern, bestreitet vehement, dass er die Vollverspiegelung seiner Privatkatakomben in der Arena vertraglich zugesichert bekommen hat. „Privat ist unwahr. Mitspieler dürfen mir in meinen Stadionsälen gern den Epilierpuder reichen, die Saphirfeilen oder die Patronen für den Enthaarungswachserwärmer.“ Zudem lade er jeden im Team ein, „beglückt beizuwohnen, wie ich meine Frisur vor dem Spiel komponiere mit meiner braun marmorierten Naturbürste mit den Rilsanstiften und den 11-reihigen Hirschhornnoppen.“ Philipp Lahm verzichtet: „Morgens um sechs liege ich noch im Bett.“

Mailand, 28. Mai. Pep Guardiola coacht seinen FC Bayern im Finale der Champions League mit einer ausgebufften 3-1-1-1-1-3-Formation in die 1:3-Niederlage gegen seinen neuen Arbeitgeber Manchester City. „Man muss im Fußball immer, immer zukunftsgerichtet denken“, sagt er zum Abschied. Nur als Titelverteidiger ist ManCity nächstes Jahr königsklassenberechtigt.

Benton Harbor, 29. Mai. Golfprofi Bernhard Langer, 58, gewinnt das nächste große US-Seniorenturnier, die PGA Championships – und langweilt sich. „Ich weiß nicht, wie alt ich noch werden muss“, sagt Langer, der in den vergangenen acht Jahren sieben Mal die Geldrangliste gewann, „damit diese jungen Burschen von 50 endlich mal konkurrenzfähig werden.“

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Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).

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