Umweltfreundliche Kreuzfahrt: Wo die Reise hingeht

Die Aidaprima, der angeblich umweltfreundlichste Luxusliner und grüner Trendsetter, hat ihren Heimathafen erreicht.

Kann man ohne Bedenken küssen: Aidaprima ist total sauber Foto: Lukas Schulze/dpa

HAMBURG taz | Mit mehr als einem Jahr Verspätung ist es endlich in seinem Heimathafen eingetroffen: das angeblich sauberste Kreuzfahrtschiff der Welt. Die „Aidaprima“, das neue Flaggschiff der Rostocker Kreuzfahrtreederei Aida Cruises, machte am Donnerstagvormittag am Cruiseterminal Steinwerder fest. Das 300 Meter lange Schiff „setzt in Sachen Umweltschutz neue Maßstäbe“, verkündet Aida: „Kein anderes Schiff hat eine modernere und effizientere Umwelttechnologie an Bord.“ An Bord wohl, kommentiert Malte Siegert, Schifffahrtsexperte des Hamburger Naturschutzbundes (Nabu). Allerdings sei das System „technisch noch nicht abgenommen“, so Siegert. Ob wirklich alles funktioniert, sei abzuwarten.

Die „Aidaprima“ soll künftig von Hamburg aus jeden Samstag zu einer Kreuzfahrt auf der Nordsee aufbrechen. Angesteuert werden unter dem Motto „365 Tage Sommer“ Southampton, Le Havre, Rotterdam und Zeebrügge, Ziele der bis zu 3.300 Passagiere sind indes die Metropolen London, Paris, Amsterdam und Brüssel. In allen Häfen wird das Schiff mit emissionsarmem Flüssigerdgas (LNG) betankt: „Damit setzen wir ein klares Signal für den Umwelt- und Klimaschutz“, sagt Aida-Präsident Felix Eichhorn. Während der Liegezeiten in den Häfen können deshalb die Schiffsmotoren, die mit schwefelhaltigem Schiffsdiesel betrieben werden, abgeschaltet werden. Zudem verfügt die „Aidaprima“ als erstes Schiff weltweit über zwei Landstromanschlüsse sowie ein komplexes System zur Abgasnachbehandlung.

Für die LNG-Betankung laufen indes noch die Genehmigungsverfahren in den Häfen, die das Schiff auf seinen Törns ansteuern wird. Die Betankung in Hamburg werde sukzessive getestet und soll im Mai offiziell in Betrieb gehen. „Wo wir heute stehen, ist weltweit schon recht fortschrittlich“, sagt dennoch der parteilose Wirtschaftssenator Frank Horch, seines Zeichens selbst Schiffbauingenieur.

Die Bauzeit des Schiffs in Japan hatte sich um mehr als ein Jahr auf zwei Jahre und acht Monate verlängert, weil die Konstruktion des Prototypen mit einem Dual-Fuel-Motor für Marinediesel und Flüssiggas anspruchsvoll war. „In der Umwelttechnologie haben wir uns auf die Fahne geschrieben, ganz weit vorn zu sein in der Entwicklung“, bekräftigte Eichhorn. Für die Werft des Technikkonzerns Mitsubishi indes hat der 910 Millionen Euro schwere Auftrag sich nicht gelohnt. In der Branche wird geraunt, Mitsubishi habe einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro gemacht. Im März kündigte der Konzern an, sich aus dem Kreuzfahrtschiffbau zurück zu ziehen. Weitere Schwesterschiffe sollen in den nächsten Jahren bei der Meyer-Werft in Papenburg an der Ems gebaut werden.

Umweltschützer Siegert sieht den Rummel um das angebliche Öko-Schiff mit Distanz. „Ich will erst Belege dafür sehen, dass die ganze ach so saubere Technik in der Realität auch wirklich funktioniert“, sagt er. Aber wenn, fügt Siegert hinzu, „wäre das ein Vorbild für die gesamte Kreuzfahrtindustrie und eine Wohltat für Menschen und Meere“.

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