Stress in Norderstedter Schwimmbad: Pfefferspray am Beckenrand

Weil eine Besucherin mit Jeans badete, kam es in einem Schwimmbad in Schleswig-Holstein zum Streit. Am Ende setzte der Sicherheitsdienst Pfefferspray ein.

Piktogramme im Schwimmbad

Kann nicht schaden: Tafel mit Verhaltensregeln für Badegäste. Foto: dpa

HAMBURG taz | Ihre ganz großen rebellischen Tage sind vorbei. Aber provozieren kann sie immer noch, eine Jeans – im Schwimmbad, zum Beispiel: Im „Arriba Erlebnisbad und Saunadorf“ im Schleswig-Holsteinischen Norderstedt führte sie jetzt zu einem Streit, der im Einsatz vom Pfefferspray im Hallenbad und nun laufenden Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung gipfelte.

Eine 34-jährige hatte am vergangenen Sonntag statt in Badeanzug oder Bikini in Jeans und Pullover gebadet. Ein Bademeister habe sie höflich angewiesen, sich umzuziehen oder das Schwimmbad zu verlassen: So schildert es Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke Norderstedt, die das „Arriba“ betreiben.

Daraufhin habe sich der Ehemann der 34-Jährigen eingemischt, der Bademeister habe seinerseits den Sicherheitsdienst gerufen. In den Streit mischten sich Weiß zufolge zwei mit der Jeansträgerin befreundete Familien ein, auch kamen weitere drei Security-Mitarbeiter hinzu – die am Ende das Pfefferspray versprühten. Die Polizei ermittelt nun gegen das Sicherheitspersonal.

Wieso die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes im geschlossenen Raum Pfefferspray eingesetzt haben – und warum sie überhaupt welches dabei hatten –, er könne er sich nicht erklären, sagte Weiß. Allerdings seien die involvierten Familien sehr aggressiv aufgetreten, da sie sich offenbar „völlig unbegründet“ bedroht gefühlt hätten. Der Einsatz von Pfefferspray allerdings sei im Bad weder gewünscht noch werde er gebilligt, so Weiß.

Bereits Ende des vergangenen Monats war es in dem Schwimmbad zu einem Übergriff mit folgendem Polizeieinsatz gekommen: Ein 14-jähriger Junge und ein 34-jähriger Mann, beide aus Afghanistan geflüchtet, sollen auf einer Rutsche zwei Mädchen sexuell genötigt haben. Die Betreiber stockten daraufhin den Sicherheitsdienst um drei Mitarbeiter auf – und Schilder auf, die in verschiedenen Sprachen und mit Bildern die Haus- und Badeordnung erklären.

Die beiden mutmaßlichen Täter sitzen in Untersuchungshaft. Wegen ihrer Herkunft brachten mehrere Medien den Vorfall in Zusammenhang mit den sexuellen Übergriffen der Silvesternacht: Zum Jahreswechsel war es neben Köln auch in der Hamburger Innenstadt sowie im Stadtteil St. Pauli und in der Innenstadt zu sexuellen Übergriffen auf Frauen gekommen – teils durch Männer mit Fluchthintergrund.

Obgleich der Pressekodex vorgibt, die Staatsangehörigkeit mutmaßlicher Täter nicht zu nennen, wenn sie für den Tathergang irrelevant ist, hielten sich viele Medien nicht daran und listeten reihenweise Vorfälle auf, bei denen nicht deutsche Männer deutsche Frauen belästigt hatten.

Einer der gravierenderen darunter: der Übergriff auf der Rutsche des Norderstedter Schwimmbads. Auf der Facebook-Seite des „Arriba“ warfen NutzerInnen anschließend förmlich mit rassistischen Beleidigungen um sich. Einer forderte, Einwanderer nicht mehr ins Schwimmbad zu lassen. Eine andere fragte, was bloß aus Deutschland geworden sei.

Gelassen blieben hingegen der Betreiber des Schwimmbads selbst – und die Polizei. Unternehmenssprecher Weiß sagte, es habe in den letzten Wochen weder sonderlich Probleme mit BesucherInnen gegeben, die sich nicht an die Badeordnung hielten, noch hätten sich nennenswert Gäste beschwert. Am Wochenende besuchten bis zu 6.000 Menschen täglich das Freizeitbad.

Landespolizei-Sprecher Nico Möller sagte, bei solchen Menschenmassen sei es völlig normal, dass es hin und wieder zu Polizeieinsätzen käme. Präventionsmaßnahmen ergreift man trotzdem: Ende April veranstalten die Polizei Schleswig-Holstein und der Bundesverband deutscher Schwimmmeister ein Seminar für Bademeister – Titel: „Prävention sicheres Bad“.

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