Anzeige in der „FAZ“: Promis für Naidoo
121 Künstler unterzeichnen eine Annonce als Zeichen der Solidarität mit dem Sänger. Den NDR, der den ESC-Streit um Naidoo ausgelöst hatte, lässt das kalt.
Erhält nun auch viel Unterstützung: Xavier Naidoo. Foto: dpa
HAMBURG dpa | Dutzende Musiker, Schauspieler und andere Prominente haben Xavier Naidoo (44) nach dem Wirbel um seine zurückgezogene ESC-Nominierung öffentlich unterstützt. Unter der Überschrift „Menschen für Xavier Naidoo“ erschien am Samstag in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ eine ganzseitige Anzeige, darunter die Namen von 121 Künstlern und Bands wie Die Prinzen, Mario Adorf, Jan Delay, Jan Josef Liefers und Til Schweiger.
„Das ist ihr gutes Recht“, teilte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. „Xavier Naidoo ist ein Künstler, der polarisiert. Er hat neben vielen Kritikern auch viele Fans. Aus unserer Sicht ist alles Nötige dazu gesagt.“
Der Konzertveranstalter Marek Lieberberg hatte die Anzeige laut einem Bericht des Mannheimer Morgens angekündigt. „Liebe Künstler und Kulturschaffende, ich möchte euch bitten, eure Solidarität mit Xavier Naidoo ganz unpolemisch zum Ausdruck zu bringen, indem ihr diesen Appell unterstützt: ‚Menschen für Xavier Naidoo‘“, zitierte das Blatt Lieberberg bereits am vergangenen Dienstag.
Auch Herbert Grönemeyer hatte sich bereits für Naidoo stark gemacht. “Was jetzt auf seinem Rücken für ein absurdes Theater abgefertigt wird, ist unverständlich“, sagte Grönemeyer.
„Was jetzt auf seinem Rücken für ein absurdes Theater abgefertigt wird, ist unverständlich“
Der NDR hatte Naidoo (“Dieser Weg“) in der Vorwoche als deutschen Vertreter für den Eurovision Song Contest (ESC) auserkoren. Nachdem sich dagegen starker Protest formiert hatte, zog der Sender die Nominierung zwei Tage später aber wieder zurück. “Der NDR hat einen Fehler gemacht“, hatte NDR-Intendant Lutz Marmor gesagt.
Einer Umfrage zufolge wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen nun wieder ein Casting des deutschen ESC-Teilnehmers. 52 Prozent der Befragten halten einen Vorentscheid mit mehreren Künstlern für wichtig oder sehr wichtig.
Naidoo gilt wegen politischer Äußerungen als umstritten. Ihm werden Antisemitismus, Homophobie und Verschwörungstheorien vorgeworfen. Naidoo hatte sich gegen die Kritik gewehrt: “Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander“, wurde er in einer NDR-Mitteilung zitiert, bevor der Sender die Nominierung zurücknahm.
Leser*innenkommentare
65522 (Profil gelöscht)
Gast
Bei der Nachricht, es findet keine öffentliche Auswahl unseres ESC Teilnehmers statt, war ich doch etwas enttäuscht. Das einige Herren und Damen scheinbar besser über die Wahrscheinlichkeit einer guten Platzierung beim ESC bescheid zu wissen scheinen, ist deren öffentliches Problem, das das Blut einiger Mitarbeiter beim NDR zur Nominierung in Wallung geraten ist das Nächste Problem. Das jedoch ein Künstler wegen seiner freien Meinung öffentlich an einen öffentlichen Pranger gestellt wird, daran kann ich mich in den letzten 25 Jahren nicht erinnern. Einige Diskutanten scheinen sich dieser Ungeheuerlichkeit überhaupt nicht bewusst zu sein. Hier geht es nicht mehr alleine um X.N. , das haben scheinbar die Unterzeichnenden Künstler erkannt.
cuddlyaxe
Ich muss sagen, mein Mitgefühl hält sich in Grenzen. Ich verstehe, dass seine Kollegen und Freunde in Schutz nehmen, aber ich halte die Einwände gegen Naidoos ESC-Teilnahme für absolut gerechtfertigt. Es geht nicht darum, dass auf ihn Hexenjagd gemacht werden soll, oder dass er nicht privat ein ganz feiner Kerl ist -- bei den wirren Äußerungen, die mäßig bis stark ins Bedenkliche reichen, sollte er Deutschland nicht international vertreten. Das war die einzige Sorge.
ioannis
Die Vorgehensweise des NDR war halt Blödsinn: Erst baut man einen zum "Partner" auf, dann, peng!, wirft man ihn raus. Damit macht man jeden, der danach kommt, zum ausdrücklichen Zweite-Wahl-Künstler. da werden die Guten sicher Schlange stehen. Zumal sie nun sehen, wie ernst der NDR solch 'Partnerschaft' nimmt, sobald mal ein bisschen Kritkerwind wehr.
Klar braucht man Naidoos Gewinsel und (m.E.) unglaubliche Naivität bei seinen Verschwörungsgeschichten nicht toll zu finden - die Vorgehensweise hier war aber die Dämlichkeit, nicht der Sänger.
Thomas Ebert
Der NDR zeigt exemplarisch den Verfall unserer Demokratie. Erst mit der Selbstherrlichkeit, auf ein Auswahlverfahren zu verzichten, dann mit der Absage an X.N.. Unsere "Shitstormdemokratie" ist gnadenlos. Wir, die politisch korrekten, exekutieren jeden der anderer Meinung ist!
Ich mag die Musik von XN wirklich nicht, aber ein solcher Umgang mit einem Menschen - einfach ekelhaft!
Emmi
@Thomas Ebert sehe ich genauso bis auf die Tatsache, dass ich die Musik von dem Xavier Naidoo liebe... Und auch besonders die Texte !
Nico Frank
Der Antisemitismus-Vorwurf macht Dich fertig. Da kannst Du selbst der Bundespräsident sein, keine Chance. Man kann in unserem Land gegen Muslime und Homosexuelle sein, man kann die katholische Kirche kritisieren, aber der Antisemitismus-Vorwurf das ist die gesellschaftliche Wasserstoffbombe. Danach bist Du fertig. Das hätte Naidoo wissen müssen, bevor er Israel kritisiert.
Kwintessence
@Nico Frank Sprechen Sie aus eigener Erfahrung?
Wagenbär
@Nico Frank Wo, wann und wie hat Naidoo denn jemals Israel kritisiert?
9076 (Profil gelöscht)
Gast
In kaum einer Gazette wird Herrn Naidoo die Möglichkeit eingeräumt Stellung zu beziehen zu den Anschuldigungen gegen Ihn.
Stattdessen ist immer von negativ belegten Begriffen wie "Verschwörungstheoretiker",
"Reichsbürger" und "Homophobiker" zu lesen.
Ist das noch sachliche, neutrale Berichterstattung?
Flujo
Sie hätten Ihren Kommentar auch auf ein Wort eindampfen können, eingängig und mancherorts der Nummer eins Hit: Lügenpresse.
Zum Artikel: ich hätte nicht erwartet, dass Leute wie Jan Delay auch ihren Namen dafür hergeben.
Andreas Ballmann
@9076 (Profil gelöscht) Ist es nicht und das ist mehr als traurig!
Wagenbär
Gebetsformelhaft wiederholter Unfug!
Herr Naidoo hatte z.b. in einem hochprofessionell produziertem "Interview"-Film des NDR alle Möglichkeiten, ich zu seinen umrittenen Äußerungen UND HANDLUNGEN (wie dem Auftritt bei den "Reichsbürgern" zu erklären.
Herr Naidoo hat jede Möglichkeit, jede Erklärung einerseits, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.
Alleine: Von Ihm kommt gar nichts.
9076 (Profil gelöscht)
Gast
@Wagenbär Ich habe GAZETTE geschrieben!!!!!!