OECD-Studie zu sozialer Ungleichheit: Die Familie macht es

Auch in Deutschland wirken sich soziale Unterschiede auf die Berufschancen von Kindern aus. Insgesamt ist die Lage von Kindern im OECD-Vergleich gut.

Der soziale Hintergrund wirkt sich auch auf Lese- und Problemlösungsfähigkeit der Kinder aus. Foto: dpa

BERLIN afp | Soziale Ungleichheit beeinträchtigt auch in Deutschland die Startchancen und die Lebensqualität von Kindern. Insgesamt haben in Industrieländern Kinder aus wohlhabenderen Familien nicht nur wesentlich bessere materielle Voraussetzungen, auch ihre Lebensqualität ist im Durchschnitt höher, wie aus einer am Mittwoch von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vorgelegten Studie hervorgeht. In Deutschland sind die Bedingungen für Kinder und Jugendliche insgesamt aber vergleichsweise gut.

Der OECD-Bericht „How‘s Life?“ analysiert alle zwei Jahre die Lebensbedingungen der Menschen in den OECD-Staaten. Der OECD gehören derzeit insgesamt 34 Industrieländer an, darunter europäische Staaten wie Deutschland, aber auch die USA, Australien, Japan oder Mexiko.

Kinder aus wohlhabenderen und gebildeteren Familien sind der Studie zufolge oft gesünder und fühlen sich in der Schule oft wohler als Kinder aus einfacheren Familienverhältnissen. Gerade in Deutschland werden demnach zudem Kinder aus gehobenen Verhältnissen mit geringerer Wahrscheinlichkeit Opfer von Mobbing.

Von den 11-, 13- und 15-Jährigen aus reicheren Familien berichten acht Prozent, in den beiden Monaten vor der Umfrage mindestens zweimal verbal oder physisch angegriffen worden zu sein. Unter den Gleichaltrigen aus weniger begünstigten Elternhäusern lag der Anteil bei 14 Prozent.

Besser als der Durchschnitt

Nachweisbar sind laut OECD bei Kindern in Industrieländern insgesamt Unterschiede aufgrund des sozialen Hintergrunds auch bei der Lebenszufriedenheit, bei der Lese- und Problemlösungsfähigkeit, in der Kommunikation mit den Eltern und auch bei der Absicht, als Erwachsene wählen zu gehen. Kinder aus „wirtschaftlich und kulturell ärmeren Familien“ erzielen demnach jeweils die schlechteren Ergebnisse. „Wächst die Ungleichheit der Eltern, dann schrumpfen damit auch die Möglichkeiten der Kinder“, mahnte die OECD.

In Deutschland ist die Lebensqualität von Kindern dem Bericht zufolge „insgesamt hoch“. Tendenziell genießen sie demnach bessere materielle Lebensbedingungen als der Durchschnitt der Kinder in der OECD.

Zudem befinden sich nur 2,8 Prozent der Deutschen im Alter von 15 bis 19 Jahren weder in einem Arbeitsverhältnis noch in Schule oder Ausbildung. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 7,1 Prozent. Es fühlen sich auch nur 3,9 Prozent der deutschen Schüler stark durch Schulaufgaben belastet. Dies ist der geringste Wert innerhalb der OECD.

Kampf gegen Ungleichheit

Fast ein Drittel (31,7 Prozent) der deutschen Kinder lebt allerdings nach eigenen Angaben in Wohnungen mit Lärm-, Abgas- oder Geruchsbelästigung. Der OECD-Durchschnitt liegt bei 21,6 Prozent.

OECD-Generalsekretär Angel Gurría mahnte, weltweit die Bedingungen für Kinder zu verbessern. „Der Kampf gegen Ungleichheit beginnt damit, sicherzustellen, dass jeder die Möglichkeit hat, sein Leben von früh an zu gestalten“, erklärte Gurría.

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