Protest gegen Vergabeverfahren: City-Hof kommt in die Bürgerschaft

Nach vielfachem Protest wird der Streit um den Abriss oder Neubau der City-Hochhäuser am Klosterwall jetzt wohl im Stadtparlament ausgetragen.

Ist die Moderne noch zu retten? City-Hof in der Hamburger Innenstadt. Foto: Kulturbehörde

HAMBURG taz | Der Streit über einen Abriss oder Neubau der City-Höfe am Klosterwall wird wohl in die Bürgerschaft getragen. In der Kommission für Bodenordnung dürften sich genügend Bürgerschaftsabgeordnete finden, die sich für eine Überweisung aussprechen.

Eine Beratung in der Bürgerschaft würde zumindest einem Teil der Kritik am jetzigen Verfahren beschwichtigen, denn dieser stört sich an dessen angeblicher Intransparenz. Vertreter der Architektenschaft und des Denkmalschutzes hatten dem Senat vorgeworfen, einer inhaltlichen Diskussion auszuweichen und mit juristischen Winkelzügen den Abriss eines denkmalgeschützten Ensembles durchsetzen zu wollen.

Bei dem Bieterverfahren für die City-Höfe waren im Mai noch drei Bewerber übrig geblieben: Zwei schlugen den Abriss vor, die Firma Matrix ein von dem Architekten Volkwin Marg erstelltes Erhaltungskonzept. Letzteres hat die Finanzbehörde abgelehnt, weil Matrix sein Angebot mit Vorbehalten versehen habe.

Marg wirft der Finanzbehörde vor, dass sie nach der Abgabe des finalen Angebots neue Bedingungen nachgeschoben habe. Demnach hätte Matrix aber binnen einen Jahres einen genehmigungsfähigen Bauantrag vorlegen müssen.

Die vier parallel stehenden Hochhäuser am Klosterwall gehören der Stadt.

Ende der 1950er-Jahre sind sie von dem Architekten Rudolf Klophaus erbaut worden.

Im Stil bilden sie einen bewussten Kontrast zum Kontorhausviertel.

Ihre weiße Keramikfassade wurde 1977 mit grauen und gelben Eternitplatten verkleidet.

Seit 2013 stehen die Gebäude, die im Erdgeschoss durch eine Ladenpassage verbunden sind, unter Denkmalschutz.

„Ein kompletter Bauantrag kostet ein paar Millionen“, sagt Marg. Dabei sollte die Stadt aber noch drei Jahre lang von dem Vertrag zurücktreten können – für Marg ein unannehmbares Risiko. Für die abrisswilligen Bieter sei diese Frist kein Problem, weil sie zunächst einen Wettbewerb ausloben müssten und gar nicht detailliert planten.

Matrix habe um einen Besprechungstermin gebeten, den die Stadt verweigert habe. Der Bieter habe den Vertrag deshalb zwar unterzeichnet, aber mit einem Appendix zu klärender Fragen versehen. Die Stadt sehe das als formalen Fehler. „Mit diesem Argument verstößt die Stadt gegen ihre eigenes Denkmalschutzgesetz“, ärgert sich Marg. Denn dieses erlaube einen Abriss nur, wenn die Erhaltung und der Betrieb eines Gebäudes wirtschaftlich unmöglich sei. Das Matrix-Angebot beweise aber das Gegenteil. Die Firma habe Einspruch erhoben.

Die Finanzbehörde verweist darauf, dass alle Bewerber die gleichen Vertragsbedingungen gehabt hätten. „Mit offenen Vertragslagen, die teure Nachverhandlungen mit sich bringen, hat die Stadt in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Sprecher Daniel Stricker.

„In der Ausschreibung schon war ein Konstruktionsfehler, indem man Erhalt und Abriss zusammengefasst hat“, kritisiert Olaf Duge, Bürgerschaftsabgeordneter der Grünen. Unter dem Gesichtspunkt des Denkmalschutzes halte er einen Abriss für „ausgesprochen bedenklich“. Über diese Frage müsse politisch entschieden werden.

Sein Koalitionskollege Dirk Kienscherf von der SPD dagegen findet es überraschend, dass im Verfahren eine Erhaltung überhaupt erwogen wurde. „In Mitte ging jeder davon aus, dass das Ding abgerissen wird“, sagt er.

Wenn das Bieterverfahren nicht korrekt gelaufen sein solle, gehe er davon aus, dass Matrix klage.

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