Protest gegen Uber: Der Kampf der Fahrer

Taxifahrer aus halb Europa blockieren die Brüsseler Innenstadt. Sie demonstrieren gegen Uber, doch die Firma investiert längst woanders.

Taxis stehen in einer Reihe

Während die Taxis sich stauen, ist Uber schon über alle Berge. Foto: reuters

BRÜSSEL/BERLIN taz | Rien ne va plus, nichts geht mehr: Das haben am Mittwoch viele Brüsseler zu hören und zu spüren bekommen. Taxifahrer aus halb Europa hatten erst den Autobahnring, dann die Zufahrt zum Flughafen blockiert, um gegen die „unfaire Konkurrenz“ des US-Unternehmens Uber zu protestieren. An der Demo nahmen Fahrer aus Paris, London und sogar aus der Schweiz teil.

Am Nachmittag zog ein großer Konvoi ins Europaviertel. Doch die EU-Kommission hatte zunächst kein Gespräch mit den Taxifahrern geplant, die ihre Fahrzeuge mit Fahnen und Schildern wie „Dies ist kein Geheimtaxi“ oder „Hau ab, Uber“ versehen hatten. Stattdessen wollte Belgiens Finanzminister Johan Van Overtveldt eine Delegation der Fahrer empfangen.

Die Demonstranten werfen Uber vor, Dumpingtarife zu nehmen und keine Steuern und Sozialabgaben zu zahlen. Zwar sind die meist selbständigen Uber-Fahrer dazu nach belgischem Recht verpflichtet. Die Regierung in Brüssel gehe gegen Verstöße aber gar nicht oder viel zu lax vor, klagen die Fahrer, die selbst hohe Steuern und Abgaben zahlen. Auch die EU unternehme zu wenig, um den Berufsstand gegen die Konkurrenz aus Übersee zu schützen.

Ähnliche Konflikte gibt es auch in anderen Ländern. Uber kontert die Vorwürfe etwa damit, dass die Fahrer tatsächlich in freier Zeiteinteilung fahren würden. Und mit Zahlen, wonach Uber-Fahrer in den USA viermal so viel Steuern pro Fahrt zahlten wie bei einem Taxi – was dem Staat bis Ende August 40 Millionen US-Dollar an Steuern eingebracht hätte.

Robotik und digitale Karten

Deutsche Taxis waren bei der Brüsseler Demo nicht zu sehen – obwohl die hiesige Taxibranche einer der hartnäckigsten Gegner des in mittlerweile 60 Ländern tätigen Unternehmens ist. Je nach Markt bietet Uber dabei unterschiedliche Dienste an: etwa die Vermittlung von Limousinen oder Mietwagen samt Chauffeuren. Doch im Zentrum der Kritik steht meist der – in Deutschland mittlerweile eingestellte – Dienst UberPop: Hier sollen Privatleute mit ihrem eigenen Auto Passagiere befördern. Es gehe dem Unternehmen darum „die Straßen zu entlasten und Autobesitzern die Möglichkeit zu bieten, ihre Fahrzeuge der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen“.

Uber sieht sich gerne als Teil der „Share Economy“, einer Wirtschaftsphilosophie, die ökologisches Verhalten und Ressourcenschonung durch das Teilen von Gütern meint. Doch in der Praxis ist es kaum der Fall, dass Uber-Fahrer lediglich auf sowieso gefahrenen Wegen Passagiere mitnehmen, was – abhängig vom sonst gewählten Verkehrsmittel – einen ressourcenschonenden Effekt haben könnte. Vielmehr transportieren Fahrer gezielt Fahrgäste – was die Taxifahrer nicht gerne sehen.

Trotz der Kritik scheint Uber auf lange Sicht zu planen und investiert in Technologien, die dem Unternehmen selbst eines Tages nützen könnten. So finanziert es unter anderem einen Lehrstuhl für Robotik mit 5,5 Millionen US-Dollar. Vor drei Wochen unterzeichnete es eine Vereinbarung mit der University of Arizona zur Kooperation bei der Entwicklung von digitalem Kartenmaterial. Mit Fahrzeugen, die keinen Fahrer – und somit keine Ortskenntnisprüfung, keine Festanstellung und keine Sozialleistungen – benötigen, wären ein guter Teil der Probleme gelöst, die Uber derzeit hat.

Doch am Mittwoch mussten erst einmal die Brüsseler die Folgen der Proteste gegen Uber ausbaden. Busse blieben im Verkehrschaos stecken, Straßenbahnen fuhren nicht mehr in die chronisch verstopfte Innenstadt, die Metro war überfüllt. Am internationalen Flughafen Zaventem mussten Reisende sogar zeitweise zu Fuß mit Polizeibegleitung zu den Abfertigungsanlagen gehen – die Zufahrten wurden von querstehenden Taxis blockiert.

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