Die Streitfrage: „Ich liebe gutes Fett“

Fett darf nicht länger verteufelt werden, fordern Köche und Wissenschaftler. Ist das Ende der Low-Fat-Hysterie eingeläutet?

Wir sehen ein Stück Butter auf einem weißen Teller und ein Messer, das sich in die Butter gräbt.

Guuuude Budder: Ist das nun gutes Fett oder schlechtes? Foto: dpa

Fett sollte nicht mehr generell als ungesund und gefährlich abgestempelt werden, fordert die Vorsitzende des Vereins Slow Food Deutschland, Ursula Hudson. In der taz.am wochenende vom 4./5. Juli spricht sie sich für eine positiveres Verhältnis gegenüber dem Nährstoff aus: „Fett ist nicht gleich Fett – und Fett ist nicht zwingend ungesund. Ich liebe gutes Fett, ein purer Genuss. Die Fülle von Billigfood besteht zwar größtenteils aus Fett, aber aus schlechtem und zu vermeidendem.“

In einer aktuellen Studie hatten amerikanische Forscher dafür plädiert, die seit den 1980er-Jahren von der US-Regierung empfohlene Fettobergrenze für die tägliche Ernährung zu streichen. Alle fünf Jahre veröffentlichen das amerikanische Landwirtschafts- und das Gesundheitsministerium die weltweit beachteten „Dietary Guidelines for Americans“, also die Ernährungsrichtlinien für die Bevölkerung. In denen ist Fett seit 40 Jahren auf der schwarzen Liste.

Seit dem wuchs der Markt für Low-Fat-Produkte stark an – trotzdem wird die Bevölkerung immer dicker. Die Forscher haben dafür eine Erklärung: Fett als einziges Übel zu brandmarken sei ein Freischein für maßloses Essen – solange es eben fettarm ist. Statt Fett äßen die Menschen mehr raffinierte Kohlenhydrate und mit Zucker versetzte Lebensmittel. Das seien ebenso schlimme Dickmacher.

Absurde Folgen der Fett-Hysterie

Das Fett-Limit in den US-Ernährungsrichtlinen hat teils absurde Folgen. „Im nationalen Schulernährungsplan wurde vor kurzem die Vollmilch verboten, aber gesüßte Fettfreie ist weiter erlaubt“, schreiben die Wissenschaftler. Vielmehr komme es auf die Dosierung an, meint auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmid (CSU). „Es kommt auf die Menge an und darauf, wie der übrige Speiseplan aussieht,“ sagte er der taz.am wochenende.

Auch für Fernsehkoch Alfons Schubeck ist die Dosierung entscheidend: „Fett ist ein lebenswichtiger Nährstoff, aber nicht in jeder Menge und jeder Art. Ich halte nichts von Dogmen und Verboten und noch weniger von der Nachlässigkeit der Politik gegenüber der Foodindustrie. Wichtig wäre, das Bewusstsein für sparsamen Umgang mit Fetten und Kohlenhydraten zu fördern.“

Die Verhandlungen zwischen Eurogruppe und griechischer Regierung sind gescheitert, die Banken geschlossen, am Sonntag stimmen die Menschen über das weitere Vorgehen ab. Es ist eine Woche, in der nichts mehr sicher scheint. Vier Griechen führen für uns Tagebuch. Lesen Sie ihre Einträge in der taz.am wochenende vom 4./5. Juli 2015. Außerdem: Fast übermächtig scheint Google zu sein. Als Konzern, der sich in allen Lebensbereichen breitmacht. Ein britisches Ehepaar wollte das nicht akzeptieren und hat dagegen geklagt. Und: Auch Neil Young hat sich auf seinem neuen Album einen großen Gegner vorgenommen: Er singt gegen den Chemiekonzern Monsanto an, der mit genmodifizierten Pflanzen Milliarden macht. Am Kiosk, eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo.

Es komme darauf an, welche Fette man nutze, meint der Koch der Frauenfußballnationalmannschaft, Hannes Flade. „Man sollte darüber aufgeklärt werden, welche Fette die richtigen sind und von welchen Fetten man Abstand nehmen sollte. Qualitativ hochwertiges Olivenöl, Leinöl oder Rapsöl ist sicher zu empfehlen. Zudem sollte man anstatt auf Schweinefleisch öfter auf Fisch zurückgreifen. Ein weiteres gutes Beispiel für gesunde Fette: Avocados,“ sagte er der taz.

In der taz.am wochenende vom 4./5. Juli 2015 lesen Sie außerdem, warum der Gründer der Biosupermarktkette Basic so gerne Fett ist, wie der österreichische Dramatiker Ferdinand Schmalz gegen die Geschmacklosigkeit des Lebens ankämpfen will und wie ein Berliner Unternehmen für Fettentsorgung unsere Autos mit Altfett antreibt.

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